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Wer predigt, muss beten!

Ein Prediger, der dem biblischen Vorbild folgt, wird dem Gebet überragenden geistlichen Wert beimessen. Die ganze Kirchengeschichte hindurch waren große Prediger Männer des Gebets. Prediger von heute, die sich danach sehnen, dass Gott seine Macht in ihrem Dienst erweist, werden ihre Predigt mit Gebet durchtränken.
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Predigt Gebet
Lesezeit: 7 Minuten

Der Vorrang von Gebet und Auslegungspredigt

Gebet ist nicht etwas, das man sich aussuchen kann, sondern die grundlegende von zahlreichen geistlichen Eigenschaften, die einen Prediger auszeichnen sollten. Diese Charakterzüge vereinen sich zu einer gewaltigen geistlichen Kraft; sie machen einen Mann aus, der im Auftrag Gottes redet. Jesus, das beste Vorbild, und andere gewaltige Verkündiger Gottes waren große Beter und wiesen zugleich die Tugenden der Frömmigkeit und Abhängigkeit vom Herrn auf. Die lange Reihe der Verkündiger, die Gott im Alten Testament, im Neuen Testament und in der Kirchengeschichte bis zum heutigen Tag gebraucht hat, zeichnet sich in ihren geistlichen Eigenschaften dadurch aus, dass das Gebet im Mittelpunkt steht. Einige Bücher über die Grundlagen des Predigens vernachlässigen das Gebet, andere hingegen erkennen dessen unschätzbare Bedeutung an. Prediger, die dem biblischen Vorbild folgen, nehmen das Gebet sehr ernst. Bei der Predigtvorbereitung versenken sie sich ins Gebet.

Ein Prediger, der dem biblischen Vorbild folgt, wird dem Gebet überragenden geistlichen Wert beimessen. Die ganze Kirchengeschichte hindurch waren große Prediger Männer des Gebets. Prediger von heute, die sich danach sehnen, dass Gott seine Macht in ihrem Dienst erweist, werden ihre Predigt mit Gebet durchtränken.

Gebet ist für das Glaubensleben nötig

Soll der Prediger die Botschaft Gottes mit Vollmacht verkündigen, dann muss das Gebet sein Leben durchdringen und lebenslang den Boden für die Frucht des Geistes bereiten (Gal 5,22-23). Sein geistliches Vorbild veranlasst andere, seine Botschaft ernst zu nehmen. Wenn er Gott nachfolgt, wird seine geistliche Glaubwürdigkeit auf andere große Anziehungskraft ausüben; sie werden ihm folgen, weil er sich vorbildlich Gott entschlossen hingibt. Demütig gibt er Gott alle Ehre und unterstellt sich dessen Wort. Er lebt vor, was es bedeutet redlich zu sein, die Zunge zu beherrschen, die Zeit zu nutzen, Denken und Leib zu beherrschen sowie voll inbrünstigem Eifer zu sein. Während er andere zum Gehorsam aufruft, benutzt Gott ihn als vorbildlichen Leiter, um ihnen den Weg zu weisen. Alle erstrebenswerten geistlichen Eigenschaften, insbesondere Frömmigkeit und Abhängigkeit von Gott, sind die Grundbestandteile im Erfahrungsschatz eines betenden Predigers.

Frömmigkeit

Ein betender Mann Gottes jagt Gott und dessen Werten leidenschaftlich nach (Ps 42,2-3). Mit allem Einsatz strebt er Gott nach, wobei sein Leben von derselben Frömmigkeit geprägt wird, die er anderen ans Herz legt. Er nimmt Gottes Grundsatz sehr ernst, der Gerechtigkeit nachzufolgen, und will, dass Gott ihm sein Heil zeigt (Ps 50,23). Gottes Licht scheint immer heller in ihm und fordert seine Zuhörer heraus, die Herrlichkeit Gottes zu suchen.

Das größte Vorbild des Predigers: Jesus

Von Kindesbeinen an war das Herz des Heilands auf das gerichtet, „was meines Vaters ist“ (Lk 2,49). Als er seinen öffentlichen Dienst antrat, galt seine Leidenschaft dem, „alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ (Mt 3,15). Er nahm entschlossen Stellung für Gott gegen den Teufel, als er ernstlich auf die Probe gestellt wurde, und traf Gott wohlgefällige Entscheidungen, die auf dem Wort Gottes gründeten (Mt 4,1-11). Gegen Ende seines Lebens rühmte er sich, dass es Gott wohlgefällig gewesen war: „Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue“ (Joh 17,4 Lut).

Ein weiteres Vorbild: Paulus

Paulus war „mit Christus gekreuzigt“ (Gal 2,20). Im Lichte dessen lebte er in einer Frömmigkeit, die beständig widerspiegelte, dass er mit Christus gestorben war. Sein Geheimnis, das ihm die Kraft dazu gab, war: „Christus lebt in mir.“ Paulus war ein Nachfolger Christi, dessen Wertmaßstäbe und Dienst Gott wohlgefällig waren (1Kor 11,1). Er machte es sich nicht leicht, sondern stellte sich den Bedrängnissen, denen man begegnet, wenn man sich bemüht, Gott wohlgefällig zu sein (1Kor 4,9-13; 2Kor 6,3-10).

Ein modernes Beispiel: Phillips Brooks

Phillips Brooks (1835–1893) war ein kraftvoller Verkündiger des Wortes Gottes in der Church of the Holy Trinity in Philadelphia und der Trinity Church in Boston. Frömmigkeit war für ihn bei der Predigtvorbereitung von größter Bedeutung.
Nur Feuer entfacht Feuer. Von ganzem Herzen zu wissen, was es heißt, durch Christus zu leben, ihm zu gehören, nicht sich selbst, so sehr mit Dankbarkeit dafür erfüllt zu sein, was er für uns tat und was er weiterhin für uns ist, dass sein Wille und seine Herrlichkeit ein und alles sein soll, wonach wir im Leben verlangen …, das ist es, was ein Prediger vor allem nötig hat.

Frömmigkeit gibt es nicht an sich. Sie ist untrennbar mit Abhängigkeit von Gott verbunden.

Abhängigkeit von der Kraft Gottes

Jesu Botschaft kam über sein Land wie ein Lauffeuer, indem er Gottes Wort in der Kraft des Geistes predigte (Lk 4,14). Er sagte: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium…“ (Lk 4,18 Lut). Der Geist befähigte ihn, den Gefangenen Befreiung zu predigen und den Blinden, dass sie wieder sehend werden. Er erkannte an: „der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke“ (Joh 14,10). Wenn schon Jesus als Mensch von der Kraft Gottes abhängig war, wieviel mehr brauchen dann andere Prediger dasselbe!

Paulus vertraute auf den Geist (Röm 15,19). Ebenso riet er auch anderen Gläubigen (Gal 5,16-18), seinem Vorbild zu folgen. Er predigte den Korinthern „in Erweisung des Geistes und der Kraft“ (1Kor 2,4). Gott war ihm genug (2Kor 3,5-6; 4,7). Beim Predigen nahm er sich das Prinzip des Gleichnisses Christi vom Weinstock und seinen Reben zu Herzen: „Getrennt von mir könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,5).
Gebet ist zusammen mit den dazugehörigen geistlichen Tugenden für bibeltreue Predigt unverzichtbar. Ein Prediger und eine Predigt, die Gott wohlgefällig ist, sind davon durchdrungen. Es zeigt auf, dass der Prediger von Gott abhängig ist und Gebet ist durch und durch biblisch.

Verkündigung zur Zeit des Neuen Testaments

Paulus

Paulus betete, dass Gott den Neubekehrten zu geistlichem Wachstum helfen möge (Apg 14,23). Offenbar war nach seiner Ansicht Gebet nicht vom Predigen zu trennen (siehe Eph 6,18-22); so sahen es auch seine Vorgänger (siehe Eph 6,4). Hinter dem Gebet von Apg 14,23 und der Einsetzung von Ältesten steht das Bewusstsein, dass die Errettung weiterer Menschen Gott ein Anliegen ist. Ihr geistliches Wachstum hing von der Einsetzung von Ältesten ab, die sie ermahnen und aus dem Wort Gottes nähren konnten (siehe Eph 6,22). Gebet war nötig, um diesen Prozess zu unterstützen.

Paulus und seine Mitarbeiter beteten, als sie Gottes Wort in Europa verkündigten (Apg 16,13). Sie drangen zum Himmel durch, bevor sie zu den Menschen durchdrangen (Apg 16,14). Gott benutzte das Gebet, um ihrem Dienst Erfolg zu verleihen, der auch sein Dienst war.

Dass Paulus bei der Predigt vom Gebet abhängig war, ist gleichbedeutend damit, dass er eher von Gott als von menschlichen Fähigkeiten abhängig war (siehe 1Kor 2,1-5). Dies schloss hingegen nicht aus, dass er sich wirksamer Kommunikationstechniken bediente. Paulus übernahm wie auch Jesus gute Methoden, z. B. Gleichnisse. Jedoch war Paulus letzten Endes davon abhängig, dass das Kreuz im Mittelpunkt des Wortes Gottes stand und die Macht des Heiligen Geistes die Predigt wirksam machte; diese Abhängigkeit drückte sich im Gebet aus.

Die Abhängigkeit des Paulus von Gott wird auch in seinen Appellen an andere sichtbar, dass sie für ihn beten sollen (Eph 6,18-20). In seinem Aufruf an die Christen, die Waffenrüstung Gottes anzulegen, beschrieb er diese Waffenrüstung ausführlich und gebot ihnen, mit aller Kraft für ihn zu beten. Beachten sie den vierfachen Gebrauch von „alle“:

  1. In allen Situationen: „Mit (dia. [dià]) allem Gebet und Flehen“. Betätigt euch in jeder Form des Gebets. Das Wort proseuch/j (proseuchês) kann ganz allgemein „Gebet“ in allen Ausdrucksformen bedeuten,16 wie etwa Lob und Dank, Bekennen, Flehen und Fürbitte. „Flehen“ (deh,sewj [deēseōs]) präzisiert, wie jede Bitte aussehen soll.
  2. Allezeit: „Allezeit“ schließt alle Möglichkeiten zum Gebet ein. Betet „im Geist“ für den Erfolg des Predigers und des gepredigten Wortes. Bittet in Unterordnung unter den Willen und die Weisheit des Heiligen Geistes und verlasst euch dabei auf seine Macht und seine Beweggründe, die in Einklang mit seinen Werten stehen.
  3. Mit aller Beharrlichkeit: Paulus wollte, dass man „in allem Anhalten und Flehen“ wacht. „Wachen“ (avgrupne,w [agrypnéō]) beschreibt, dass man wach bleibt, um eine Aufgabe zu erledigen. Wachsames Gebet geschieht „mit aller Beharrlichkeit“ (proskarte,rhsij [proskartérēsis]). Das damit verwandte Verb bedeutet „an etwas festhalten“. Dasselbe Wort wird in Bezug auf die frühen Christen verwendet, die am Wort festhielten (Apg 2,42). Paulus wollte, dass wache, beständige Leute bei jedem einzelnem Gebet (de,hsij [déēsis]; (die deutschen Übersetzungen geben dieses Wort mit „Flehen“ wieder, Anm. d. Übers.) für ihn beten sollten.
  4. Für alle Belange: Paulus will, dass Gebetskämpfer „für alle Heiligen“ einschließlich seiner Person eintreten: „[betet] auch für mich“ (Eph 6,19). Wofür? Paulus erwähnt zweimal „Freimütigkeit“. Er will furchtlos das Schwert des Geistes führen, indem er predigt, „wie ich reden soll“ (Eph 6,20). Freimütig reden passt dazu, dass Paulus „in der Macht seiner Stärke“ (Eph 6,10) spricht, wenn er mit dem Geist erfüllt ist (Eph 5,18). Freimut ist nötig, wenn der Prediger über Furcht und die Mächte triumphieren soll, die seinen Erfolg untergraben (Eph 6,12). Es passt auch zu einer Botschaft, die jeden geistlichen Segen (Eph 1,3) und ein Erbe von Gott anbietet (Eph 1,11.14). Ein Prediger darf solche Wahrheiten nicht auf eine vage, schwache, kompromittierende oder verwirrende Weise zum Ausdruck bringen.

Die Art des Gebets, welche die Predigten des Paulus durchzieht, legt auch Phil 4,6 nahe. „In allem“ beinhaltet mehr, als dass nur Predigten Gegenstand des Gebets sind; mit Sicherheit umfasst dies auch jeden Aspekt der Predigtvorbereitung. Bei „durch Gebet“ steht erneut das Wort proseuch, (proseuchē), was „Gebet“ im allgemeinen Sinn bedeutet. Paulus fährt fort mit „und Flehen“ (de,hsij [déēsis]); dieses Wort bedeutet „ein besonderes Gesuch [Bitte] um Versorgung mit dem, was man benötigt.“ Paulus ermahnt: „[lasst] eure Anliegen … kund werden.“ Diese Anliegen (aivth,mata [aitēmata]) sind, wie J. B. Lightfoot annimmt, „die verschiedenen Objekte zu de,hsi.“

Solches Gebet geschieht „mit Danksagung“. Warum? Der Beter will seine Dankbarkeit für frühere Gebetserhörungen zeigen, durch die Gott ihm Gutes erwies. Dank ist auch für Gottes jetzige Freigiebigkeit angemessen, mit der er die erhört, die zu ihm rufen. Dankbar muss man auch dem Heiligen Geist für seine Hilfe sein (Röm 8,26f; Eph 8,18-20; Phil 1,19). Dies sind Beispiele vieler Gründe für Dankbarkeit. Seit der Zeit des Neuen Testaments hat das Gebet die Jahr­hunderte der Kirchengeschichte hindurch angehalten.

Henry Holloman, ein Ausleger auf vielen Konferenzen der Brüdergemeinden und Professor für Systematische Theologie an der Talbot School of Theology, hat gesagt:

Hinter jedem guten bibeltreuen Prediger steht viel harte Arbeit bei der Vorbereitung (1Tim 5,17; 2Tim 2,15). Dennoch kann nur Gebet sicherstellen, dass seine Arbeit nicht vergebens ist und dass seine Botschaft auf die Hörer geistlich Einfluss nehmen wird. Wenn der Verkündiger der Bibel sich unter Gebet vorbereitet, sollte er sich auf gewisse Bitten konzentrieren: 1. dass er Gottes Botschaft … sowohl in ihrem geistlichen als auch geistigen Bedeutungsumfang erfassen möge (1Kor 2,9-16); 2. dass Gottes Botschaft zuerst ihn selbst zutiefst überführen möge (1Thes 1,5); 3. dass er Gottes Botschaft klar und korrekt durch die Kraft des Heiligen Geistes mittels effektiver Kommunikation darlegen möge; 4. dass der Heilige Geist die Botschaft benutzen möge, um eine angemessene Reaktion und Veränderung zu bewirken, … geistliche Verwandlung (2Kor 3,18); und 5) dass der ganze Vorgang und sein Endergebnis Gottes Absicht zu Wege bringen möge, dass er durch Christus verherrlicht werde (1Kor 10,31; 1Pet 4,11).

Das Gebet ist – gemeinsam mit dem Wort Gottes – für die Verkündigung im Alten wie im Neuen Testament und seit jener Zeit von größter Bedeutung. Der Prediger von heute braucht wie seit jeher ein weises Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Aspekten der Predigtvorbereitung, die von menschlichem Geschick abhängen und denen, für die man Gott um seine allmächtige Kraft bitten muss. Der Mann, der für Gott auf der Kanzel steht, sollte eine ständig wachsende Leidenschaft dafür entwickeln, dass er so sehr wie möglich ein von Gebet und Fleiß geprägtes Werkzeug dafür ist, die größte Botschaft aller Zeiten zu verbreiten.

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