Jeder Ehemann wird dem Reformator Martin Luther zustimmen, dass die Ehe eine Charakterschule ist. Es gibt nicht viele tägliche Feuerproben wie sie, in denen Gott auf eine so umgängliche Weise läutert und heiligt.
Einer dieser Bereiche ist, dass Ehemänner lernen, ihrer Frau ein biblischer Leiter zu sein. Abgesehen von ihren eigenen Unzulänglichkeiten kann es Ehemännern schwerfallen, eine Ehefrau zu leiten, der es wiederum schwerfällt, Gottes Plan der Unterordnung anzunehmen. In der Ehe stellen nur wenige Dinge eine größere Herausforderung dar als biblische Unterordnung. Und somit handelt es sich um ein recht typisches Eheproblem.
Die meisten Ehefrauen haben in diesem Zusammenhang glücklicherweise noch nicht beim Antreten der Reise bereits vorgenommen, eine gottgefällige Leiterschaft seitens ihres Mannes abzulehnen. Ich habe festgestellt, dass fast jede Ehefrau sich anlehnen möchte und sich Leitung wünscht. Es ist sogar nicht untypisch, dass ungläubige Ehefrauen auf die biblische Leiterschaft ihrer gläubigen Ehemänner gut ansprechen. Das leuchtet ein, denn Leiterschaft hat mit Demut, Dienen, Selbstverleugnung und Liebe zu tun.
Aus einer Reihe von Gründen ist seitens der Ehemänner Mitgefühl und Geduld in diesem Bereich erforderlich. Erstens ist Gott mit uns Ehemännern in Christus dermaßen radikal mitfühlend und geduldig. Zweitens sind Ehefrauen in Adam mit in Sünde gefallen. Ein Widerstand gegenüber biblischer Unterordnung ist deshalb ganz „natürlich“. Drittens ist unsere Leiterschaft als Ehemänner nicht so gut wie die von Christus. Unzulänglichkeiten sind vorhanden. Wenn wir in den Schuhen unserer Ehefrauen stecken würden, würde es uns ebenfalls schwerfallen, sich jemandem wie uns unterzuordnen.
Doch einige von uns Ehemännern befinden sich in der oftmals demütigenden und ernüchternden Situation, dass unsere Ehefrauen sich fortwährend damit schwertun, unserer Leitung zu folgen. Es ist wahrscheinlich nicht zu viel gesagt, dass der Mann hieran meistens nicht ganz unschuldig ist. Es gibt zwar Ausnahmen, doch in der Regel tut der Mann gut daran, ein paar Fragen zu erwägen, wenn es seiner Frau schwerfallen sollte, ihm zu folgen.
Hier sind sieben Fragen, die sich ein Ehemann stellen könnte, wenn sich seine Frau damit schwertut, ihm zu folgen:
1. Ist es mein Ziel, dass sie sich mir unterordnet?
Wenn ja, dann habe ich das falsche Ziel als Ehemann. Bei allem, was ich im Rahmen meiner Rolle als Ehemann tue, sollte es nicht mein Ziel sein, dass sich meine Frau mir unterordnet, sondern dass mein Herr verherrlicht wird.
»Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut – tut alles zur Ehre Gottes!« (1Kor 10,31).
»Darum suchen wir auch unsere Ehre darin, dass wir ihm wohlgefallen, sei es daheim oder nicht daheim« (2Kor 5,9).
Als Ehemann verfolge ich nicht das Ziel, dass meine Frau dieses oder jenes tut, sondern dass ich selbst ein Ehemann nach dem Herzen Gottes bin – ein Ehemann, der Christus wohlgefällig ist. Das Ergebnis dessen könnte es sein, dass meine Frau meiner Leiterschaft folgt, aber evtl. auch nicht. Wie dem auch sei, das Ziel des Ehemanns verändert sich jedenfalls nicht: Nämlich Gottes Ehre, zu der meine Berufung als Ehemann gereichen soll.
2. Welches von beiden meine ich: »Sie will mir nicht folgen« oder »Sie will sich mir nicht unterordnen«?
Verstehen wir, was biblische Unterordnung ist? Das Zögern einer Ehefrau, die abrahamische Anrede anzuwenden (d.h., ihren Mann »Herrn« zu nennen; 1Pet 3,6) läuft nicht automatisch darauf hinaus, dass sie sich nicht unterordnet. Wenn eine Frau z.B. nicht allem nachkommt, worum ihr Mann sie bittet, die Sünde ihres Mannes konfrontiert oder ihm bezüglich seiner Erziehungsmethoden konstruktive Rückmeldung gibt, ist das nicht unbedingt ein Hinweis auf mangelnde Unterordnung ihrerseits.
Martha Peace schrieb, dass die folgenden Dinge nicht mit Unterordnung gleichzusetzen sind:
- Ungleichheit
- die Erkenntnis, dass der Ehemann fehlbar ist
- Passivität (die Ehefrau ist weder eine Sklavin noch ein Fußabtreter)
- mangelnde Artikulationsfähigkeit (Unterordnung ist nicht mit Schweigen oder verbaler Unfähigkeit gleichzusetzen)
- intellektuelle Stagnation
Stattdessen wurzelt die Unterordnung der Ehefrau teilweise darin, dass Gott die Rolle der Ehefrau als Bild der glorreichen Beziehung der Gemeinde zu ihrem Herrn beabsichtigt hat, die sich Jesus Christus unterordnet. In Anbetracht seines stellvertretenden Sühnewerks für sie, darf sie sich ihm unterordnen.
Da biblische Unterordnung im Evangelium Christi verwurzelt ist, ist sie an und für sich eine herrliche Angelegenheit und etwas, das große Würde besitzt.
Darüber hinaus ist Unterordnung ein Lebensstil für alle Gläubigen, ein Schutz für Ehefrauen, eine innere Einstellung, eine Willenshandlung (kein Gefühl) und ein Beweis der Liebe und des Respekts für den Herrn (aus Die tugendhafte Ehefrau von Martha Peace).
3. Schaffe ich eine Atmosphäre, die Folgsamkeit und Unterordnung fördert?
Christus ist hier das Vorbild. Seine selbstlose Liebe und seine dienende Leiterschaft sind für die Unterordnung der Gemeinde förderlich (Mk 10,42-45, Eph 5,25-27). Dabei handelt es sich um einen Schlüsselaspekt für die Leiterschaft auf jedem Gebiet, insbesondere aber in der Ehe.
Bin ich die Art von Mann, dem man sich gefahrlos unterordnen kann? Würde mir überhaupt jemand folgen wollen? Wenn ich jemand anderes wäre, würde ich dann jemandem, wie ich es bin, folgen und mich unterordnen wollen?
Was ist unser Leiterschaftsansatz? Ist er biblisch und zielt er darauf ab, Christus hinsichtlich seines errettenden Werks für die Gemeinde nachzuahmen?
Außerdem können wir Ehemänner etwas über unsere Leiterschaft in Erfahrung bringen, indem wir folgende Frage stellen: »Wen betrachtet Gott im Allgemeinen als würdig, dass man sich einer solchen Person getrost unterordnen kann?« Biblische Älteste sind ein Beispiel (Heb 13,17).
Das bedeutet, dass ein Mann mit einem gewissen Maß an Ältestenqualifikationen eine Atmosphäre schafft, die für die Unterordnung seitens anderer förderlich ist. Indem ein Ehemann Christus nachfolgt, kann er also die Ältestenqualifikationen zu seinem Charakterziel machen, um seiner Frau in dieser Hinsicht eine Hilfe zu sein.
4. Bete ich regelmäßig für meine Frau?
Wenn ja, wofür bete ich? Wie oft? Bete ich lediglich, dass sie sich mir unterordnet?
Wir sollten auch für andere Dinge beten, z.B., dass sie Christus lieben, dass sie Christus vor Augen haben, dass sie sich Christus unterordnen und ihm gehorchen, dass sie das Wort lieben und dass sie sich vom Heiligen Geist in das Ebenbild Christi verwandeln lassen möge.
Bitte ich Gott umso mehr um meine eigene Heiligkeit und in einem größeren Maße, als ich ihn darum bitte, dass sie sich mir unterordnet? Bitte ich Gott darum, dass er mich in einen Ehemann verwandelt, dem man sich freudig unterordnet?
5. Tue ich aktiv Buße hinsichtlich meiner eigenen Sünde?
Ehe wir uns ausschließlich und umfassend auf die Probleme unserer Ehefrau konzentrieren, müssen wir uns selbst sorgfältig, biblisch und mit der rechten Gebetshaltung unter die Lupe nehmen, um zu sehen, ob wir evtl. einen »Leiterschaftsbalken« in unserem Auge haben (Mt 7,3-5).
Wir könnten beispielsweise erwägen, uns Zeit zu nehmen, im Gebet zehn bis zwanzig Möglichkeiten niederzuschreiben, die uns in den Sinn kommen, wie wir dahingehend versagt haben, dass wir zuhause keine biblische Leiterschaft an den Tag gelegt, eine gottlose Einstellung gegenüber unserer Frau gehabt und ihr gegenüber gottlos gehandelt haben.
Nachdem wir dies vor Gott bekannt und ihn um Vergebung gebeten haben, können wir dann dasselbe gegenüber unserer Frau tun. Dies kann auf eine unfügsame bzw. ungläubige Ehefrau eine eindringliche Wirkung haben.
Regelmäßige Buße im Leben eines Mannes öffnet oft die Tür für einen größeren fruchtbaren Einfluss und eine treue Leiterschaft, insbesondere im Rahmen der Familie.
6. Heiße ich die Korrektur meiner Frau aktiv willkommen und nehme diese dankbar an?
Dies ist für eine effektive Leiterschaft im Allgemeinen wichtig.
Wir könnten unsere Frau z.B. etwas wie folgt fragen: »Liebling, es scheint mir, dass es dir in diesem oder jenem Lebensbereich schwerfällt, mir zu folgen. Trifft das zu? Und wenn ja, warum ist das wohl so? Inwiefern kann ich dahingehend wachsen, dass ich eine christusähnlichere Leiterschaft an den Tag lege?«
Einer meiner persönlichen Glaubenshelden, Alex Montoya, sagte einmal, »Das Geheimnis, Kreide zu essen, besteht darin, dass man sie schnell isst.« Für viele von uns Ehemänner ist es erforderlich, dass wir regelmäßig eine Portion Kreide essen müssen, um geistlich gesund zu bleiben. Wir können dies tun, indem wir die Korrektur unserer Frau willkommen heißen. Dann gilt es, ihr zuzuhören, es anzunehmen und sich zu verändern.
»Ein Ohr, das auf die Zurechtweisung zum Leben hört, wird sich [gern] inmitten der Weisen aufhalten. Wer die Unterweisung verwirft, verachtet seine Seele, wer aber auf Zurechtweisung hört, erwirbt Verstand. Die Furcht des Herrn ist die Schule der Weisheit, und der Ehre geht Demut voraus.« (Spr 15,31–33).
Beachte einige Dinge aus diesem Abschnitt:
Erstens, der Weg zur Weisheit wird bereist, indem man Zurechtweisung willkommen heißt und befolgt. Zweitens gibt es in diesem Vers etwas, das der Ehre dieses Mannes vorausgeht: Demut. Wenn sich ein Ehemann also die Ehre der Unterordnung seiner Frau erhofft, sollte er selbst Demut an den Tag legen. Eine Möglichkeit dies zu tun, besteht darin, dass er ihre Korrektur willkommen heißt und aufrichtig annimmt
7. Welche Art der hirtenhaften Fürsorge braucht sie?
Versteht sie, was unbiblische Unterordnung bedeutet? Ist sie wiedergeboren? Ist sie von mir oder von anderen in dieser Hinsicht in der Vergangenheit verletzt worden? Inwiefern ist sie evtl. dabei, das Ganze noch komplizierter zu machen? Hat sie auf dem Gebiet einer würdevollen biblischen Geschlechterrolle Zugang zu gesunder biblischer Lehre und zu Jüngerschaft? Es obliegt den Ehemännern, ihre Frauen so zu leiten, dass diese Nutznießer eines gesunden Dienstes sind, der den beiden gemeinsam hilft, ihrem erhabenen Ruf als Ehemann und Ehefrau nachzukommen.
So schwierig und demütigend es auch manchmal sein mag, ist es eine große Freude, seiner Frau ein geistlicher Leiter zu sein. Gott wird uns im Rahmen seiner Charakterschule durch seine Gnade und zu seiner Ehre in vielerlei Hinsicht gewaltig verändern. Eine dieser Hinsichten besteht darin, dass wir allmählich zu einer Person werden, der man sich freudig unterordnet.