Gaben sind Geschenke Gottes
Was ist die Gabe der Ehelosigkeit, die so viel Aufmerksamkeit von christlichen Ältesten und Autoren auf sich zieht? Und ist es richtig und taktvoll, das Singledasein als Gabe zu bezeichnen, wenn einige Gläubige den starken Wunsch haben, zu heiraten? Das sind berechtigte Fragen, die dem Wunsch entspringen, einen schwierigen Text zu verstehen. In 1. Korinther 7,6-9 sagt Paulus:
»Das sage ich aber aus Nachsicht und nicht als Befehl. Denn ich wollte, alle Menschen wären wie ich; aber jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so. Ich sage aber den Ledigen und den Witwen: Es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich. Wenn sie sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten; denn heiraten ist besser als in Glut geraten.«
Genau hier, im Zusammenhang mit der Ehe und dem Ledigsein, betont Paulus, dass jeder Christ »seine eigene Gnadengabe von Gott [hat], der eine so, der andere so«. Gott gibt einigen Menschen die gute Gabe der Ehe und anderen die gute Gabe der Ehelosigkeit. Aber woher kann man wissen, ob einem die Gabe des Singledaseins geschenkt wurde? Das lässt sich durch einen einfachen Test feststellen: Bist du verheiratet oder ledig?
V. Roberts schreibt über das Ledigsein:
»Solange man es hat, ist es eine Gabe Gottes, genauso wie die Ehe eine Gabe Gottes sein wird, wenn man sie jemals erhält. Wir sollten unsere Lebenssituation, ob verheiratet oder unverheiratet, als Geschenk der Gnade Gottes an uns annehmen«.
J. Stott stimmt dem zu:
»Ich selbst habe in 1. Korinther 7,7 Hilfe gefunden. Denn hier schreibt der Apostel: ›jeder Mann [oder jede Frau] hat seine [oder ihre] eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so‹. ›Gabe‹ ist übersetzt von charisma, d.h. es ist ein Geschenk der Gnade Gottes (charis). Ob wir also verheiratet sind oder nicht, wir sollten unsere Situation als Gottes besondere Gnadengabe an uns annehmen.«
Die Ehelosigkeit ist ein Geschenk. Die Ehe ist ein Geschenk. Beide sind ein Geschenk von einem weisen, gütigen Vater.
Habe ich die Gabe der Ehelosigkeit?
Woher kannst du wissen, ob du die Gabe der Ehelosigkeit hast? Ich will nicht zu banal klingen, aber probier es doch einmal damit: Schau auf deinen Ringfinger. Kein Ring? Dann hast du die Gabe der Ehelosigkeit. Ring? Dann hast du die Gabe der Ehe. Christopher Ash fasst es so zusammen:
»Ich weiß durch einen einfachen Test, welche ›Gabe‹ ich habe: Wenn ich verheiratet bin, habe ich die Gabe der Ehe; wenn ich nicht verheiratet bin, habe ich die Gabe der Ehelosigkeit«.
Daraus lässt sich eine wichtige Folgerung und Anwendung ableiten:
»Meine Lebensumstände sind Gottes gnädiges Geschenk an mich und ich soll lernen, sie als solches aus seiner Hand anzunehmen.«
Gott lässt niemanden aus seinem Volk ohne Gabe zurück. Wenn du derzeit ledig bist, hast du keinen Grund, zu glauben, dass du bei der Verteilung von Gottes Gaben übergangen wurdest. Nein, deine derzeitigen Lebensumstände sind Gottes Geschenk an dich, genauso wie die Ehe ein Geschenk an dich sein wird, falls und wenn er dir einen Ehepartner schenkt. Du brauchst dich nicht schuldig oder wie ein Rebell zu fühlen, wenn du den Wunsch hast zu heiraten, solange du das Geschenk, das Gott dir gegenwärtig gegeben hat, nicht verachtest. Auch wenn du darüber nachdenken solltest, bewusst ledig zu bleiben (s. 1. Korinther 7,7.25-40), steht es dir vor Gott immer noch frei, dir eine Ehe zu wünschen, dafür zu beten und sie anzustreben.
Es ist wichtig, zu verstehen, dass Gottes Gabe dir eine besondere Fähigkeit und Verantwortung verleiht, ihm zu dienen und ihn zu ehren. Gott gibt gute Gaben. Gott, der liebende Vater, liebt es, seine Kinder mit guten Gaben zu beschenken, das eine mit der einen und das andere mit der anderen Gabe. Einigen schenkt Er gnädig die Gabe der Ehe mit allen damit verbundenen Fähigkeiten und Aufgaben. Anderen schenkt er die Gabe der Ehelosigkeit mit all ihren Fähigkeiten und Aufgaben. Manche erleben nur die Gabe des Singledaseins. Manche erleben eine lange Phase des Alleinseins, gefolgt von der Gabe einer kurzen Ehe. Manche erleben die Gabe einer langen Ehe, gefolgt von einer Gabe des kurzen Singledaseins. Alle haben die Möglichkeit, ihre Gabe für ein fruchtbares Leben und einen fruchtbaren Dienst einzusetzen – die Möglichkeit, dem Geber dieser guten Gaben zu dienen.