Die nicht lehrbaren Eigenschaften oder nicht lehrbaren Voraussetzungen, die für deine Nützlichkeit im Dienst notwendig sind.
Dies sind meine drei Hauptpunkte:
- Eine kurze Geschichte der Bibelschulen
- Was die Bibelschule dir beibringen kann
- Was die Bibelschule dir nicht beibringen kann
Wenn wir über die Bibelschulausbildung nachdenken, ist unser Fokus vor allem der Inhalt, der im Klassenzimmer vermittelt wird. Unser Fokus ist die gesunde Lehre, Apologetik, Evangelisation, Hermeneutik oder die Homiletik. All diese Dinge können im Klassenzimmer gelehrt, aber auch im Übungsumfeld praktiziert werden. Aber es gibt eine weitere Kategorie, die ich die nicht lehrbaren Eigenschaften nenne. Das sind die Dinge, die dir im Klassenzimmer nicht beigebracht werden können. Diese Dinge aber sind unerlässlich für deinen Dienst. Drei davon hebe ich hervor, behandle zuvor aber in Kurzfassung die Geschichte der Bibelschulausbildung:
1. Eine kurze Geschichte der Bibelschulen
Johannes Calvin
Als Beispiel denke ich an Johannes Calvin in Genf, der 1559 die Genfer Akademie einweihte. Dort bildete er mit Theodor Beza nicht nur Universitätsstudenten, sondern auch zukünftige Älteste aus. Die Männer kamen aus ganz Europa, besonders aus römisch-katholisch geprägten Ländern. Sie ließen sich ausbilden, um dann in ihre Heimat zurückzukehren. Die Schule wurde bekannt als »Schule des Todes«. Viele der Schüler erlebten nämlich Gefangenschaft, Verfolgung, Folter und manchmal auch den Märtyrertod um des Herrn Jesus Christus willen.
Charles Spurgeon
Doch spulen wir ein wenig vor bis in die Zeit von Charles Spurgeon, in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1855 begann er damit, einen einzigen Mann in der Systematischen Theologie zu unterrichten, um dann neun Jahre später bereits über 100 Studenten im »Pastor’s College« auszubilden. Als Charles Spurgeon starb waren bereits 900 Männer durch ihn ausgebildet worden. Obwohl Spurgeon Europa nie verließ, verbreitete sich durch seine Unterrichtung zukünftiger Ältester das Evangelium rund um den Erdkreis.
Das Neue Testament
Wir könnten bis zu den Katechetenschulen oder gar den Kirchenvätern zurückblicken, doch sogar das Neue Testament selbst gibt ein Vorbild für die Bibelschulausbildung. Ein Beispiel davon finden wir in Apostelgeschichte 19.
Apostelgeschichte 19
Dies ist die dritte Missionsreise des Paulus. In Apostelgeschichte 19 berichtet Lukas über die Zeit des Paulus in Ephesus. Er verbringt etwa drei Jahre in Ephesus. Während eines großen Teils dieser Zeit war Paulus mit der Ausbildung von Ältesten beschäftigt. Das ist bedeutsam. Es scheint fast so, als wäre es nur eine Randbemerkung zu den Gedanken des Lukas in den Versen acht bis zehn, aber ich finde in dieser kleinen Anmerkung einen Vorbildcharakter für die Bibelschulausbildung.
»Er ging aber in die Synagoge und sprach freimütig drei Monate lang, indem er sich unterredete und sie von den Dingen des Reiches Gottes überzeugte. Als aber einige sich verhärteten und nicht glaubten und vor der Menge schlecht redeten von dem Weg, trennte er sich von ihnen und sonderte die Jünger ab, indem er sich täglich in der Schule des Tyrannus unterredete. Dies aber geschah zwei Jahre lang, so dass alle, die in Asien wohnten, sowohl Juden als auch Griechen, das Wort des Herrn hörten.« (Apg 19,8-10)
Hier handelt es sich wie gesagt fast nur um eine beiläufige Aussage des Lukas über die Zeit des Paulus in Ephesus. Doch was tut Paulus hier? Er geht in die Synagoge, wie es natürlich seine Gewohnheit war. Er predigt Botschaften aus den alttestamentlichen Schriften, die die jüdischen Zuhörer in dieser Gemeinde davon hätten überzeugen können, dass Jesus der Messias ist. Das geschah, wie Lukas hier berichtet, drei Monate lang. Nachdem es aber Widerstand gab, beschloss Paulus, dass die Feindseligkeit einen Punkt erreicht hatte, an dem sich das Weitermachen nicht mehr lohnte. Und was tat er dann? Er zog sich mit den Jüngern zurück, mit denen, die den Herrn Jesus Christus und den rettenden Glauben angenommen hatten, und traf sich zwei Jahre lang täglich mit ihnen in der Schule des Tyrannus in Ephesus.
Die Schule des Tyrannus
Wir wissen nicht genau, wer Tyrannus war. Die meisten Kommentatoren meinen, er war ein örtlicher Lehrer der Rhetorik. Auch ist nicht festzustellen, wie Paulus Zugang zu der Schule bekam, in der Tyrannus normalerweise unterrichtete. Doch ist anzunehmen, dass Tyrannus die Schule am frühen Morgen und am Abend bei kühler Temperatur nutzte, sodass Paulus in den warmen Stunden des Tages dort unterrichten konnte. Diese Annahme bezeugt ein Manuskript aus dem vierten Jahrhundert mit schriftlicher Notiz, dass Paulus sich mit den Jüngern von der fünften bis zur zehnten Stunde des Tages traf. Dies würde bedeuten, dass Paulus täglich von 11 bis 16 Uhr, also fünf Stunden am Tag, die Jünger unterrichtete. Dies tat er dann vermutlich an sechs Tagen pro Woche für einen Zeitraum von zwei Jahren.
Hochgerechnet wären das 3.000 Unterrichtsstunden über die »Dinge des Reiches Gottes« in den Räumen der Schule des Tyrannus. Die Gemeinde von Ephesus traf sich an einem anderen Ort. Diese Unterrichtungen setzen also ein Beispiel für den Bibelschulunterricht. Ein Bibelschulunterricht, der auf regelmäßige Weise, zwar außerhalb von, jedoch in Verbindung mit der Ortsgemeinde, stattfand. Dieser Unterricht wirkte sich weitreichend aus. Die Schüler des Paulus verbreiteten das Evangelium
»… so dass alle, die in Asien wohnten, sowohl Juden als auch Griechen, das Wort des Herrn hörten.« (Apg 19,10)
Du siehst hier in Apostelgeschichte 19 also ein Musterbeispiel, ein Vorbild für die Ältestenausbildung. Das Ergebnis ist, dass sie ganz Kleinasien durchziehen und Gemeinden gründen. Die Auswirkungen der von Paulus ausgebildeten Männer sind unermesslich.
2. Was die Bibelschule dir beibringen kann
Die Abschiedsrede an Ephesus
In Apostelgeschichte 20 sehen wir Paulus auf seinem Weg nach Jerusalem, und er ruft die Ältesten von Ephesus zu sich nach Milet. Paulus sagt ihnen, dass er nie wieder nach Ephesus zurückkehren wird. Er beauftragt sie aber als Hirten. Mir scheint es wie die erste Abschlussrede eines Bibelschuljahrgangs. Paulus wendet sich an die Männer, in die er so viel investiert hat:
»Ihr wisst, wie ich vom ersten Tag an, als ich nach Asien kam, die ganze Zeit bei euch gewesen bin, dem Herrn dienend mit aller Demut und mit Tränen und Versuchungen, die mir durch die Anschläge der Juden widerfuhren; wie ich nichts zurückgehalten habe von dem, was nützlich ist, dass ich es euch nicht verkündigt und euch gelehrt hätte, öffentlich und in den Häusern, …« (Apg 20,18-20)
Und weiter in Vers 27:
»… denn ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.«
Und dann sagt er:
»Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen. Ich weiß, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her. Darum wacht, und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden mit Tränen zu ermahnen. Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das vermag, aufzuerbauen und das Erbe zu geben unter allen Geheiligten.« (Apg 20,28–32)
Und er fährt fort, darüber zu sprechen, dass er, während er unter ihnen diente, nichts von ihrem Eigentum begehrte und dass er mit seinen eigenen Händen arbeitete, um ihnen ein Vorbild zu sein. Er sagt:
»Ich habe euch in allem gezeigt, dass man, so arbeitend, sich der Schwachen annehmen und der Worte des Herrn Jesus gedenken müsse, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als Nehmen.« (Apg 20,35)
Und ich finde es großartig, dass sie am Ende mit Tränen reagieren. Diese Männer sind so dankbar für das, was der Apostel Paulus in sie investiert hat. Er lehrte sie alle Dinge, doch was war seine größte Sorge? Er war besorgt, dass es selbst unter seinen eigenen Absolventen, den Männern, die mit ihm in diesen zwei Jahren in Ephesus gewesen waren, solche geben würde, die in ihrer eigenen Überheblichkeit von der Wahrheit abweichen würden. Männer die beginnen würden, die Jünger in die Irre zu führen und die Wahrheit über Jesus Christus falsch darzustellen.
Der Abschiedsbrief an Timotheus
Um etwa 66–67 n. Chr. befindet Paulus sich in einem Verlies in Rom und schreibt seinen letzten inspirierten Brief an Timotheus, seinen Sohn im Glauben. Timotheus übt zu dieser Zeit sein Ältestenamt in Ephesus aus. Daher denke ich, dass, wenn er in 2. Timotheus 2,2 sagt »… und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren«, sie beide mitunter zurückdenken an Paulus Wirken und Lehren in der Schule des Tyrannus. Nun befiehlt er Timotheus, ebendiesen Unterricht fortzuführen.
Der zweite Timotheusbrief beschreibt den Fleiß, die Hingabe und Disziplin eines Sportlers, eines Landwirts und eines Soldaten, die Liebe zum Herrn Jesus Christus und die Erkenntnis seines Evangeliums. Auch das Erkennen von Irrlehren und der Kampf dagegen, im Vertrauen auf die Autorität und Hinlänglichkeit der Verkündigung des Wortes Gottes, aber auch die Erwartung, in die Herrlichkeit des Himmels einzugehen – all das steht im zweiten Timotheusbrief.
Ich würde sagen, dies sind die greifbaren Dinge, die lehrbaren Eigenschaften, die eine Bibelschulausbildung bieten kann. Dies sind die Realitäten und Wahrheiten, die in einem Klassenzimmer vermittelt werden können. Zugegeben, die Entwicklung von Überzeugungen ist etwas, das im Herzen geschieht, aber die Herausbildung dieser Überzeugungen ist das, worum es bei einer Bibelschulausbildung geht. Ich würde behaupten, dass es genau diese Dinge waren, die Paulus 12 Jahre zuvor seinen Schülern in der Schule von Tyrannus vermittelte und wozu er nun Timotheus auffordert, dieselbe Arbeit fortzusetzen.
3. Was die Bibelschule dir nicht beibringen kann
Als ich aufwuchs, habe ich einige Sportarten ausgeübt. Ich hatte auch sehr gute Trainer, die uns die lehrbaren Eigenschaften der einzelnen Sportarten beibrachten. Denn es gibt Dinge, die man lernen kann. Aber was die mittelmäßigen Sportler von den Spitzensportlern unterscheidet, ist, dass Spitzensportler nicht nur die lehrbaren Dinge verstehen, sondern auch die nicht lehrbaren. Sie verstehen das Spiel auf eine Art und Weise, die sich von der Art und Weise der meisten Menschen unterscheidet. Sie haben Eigenschaften, die ihr Trainer ihnen nicht beibringen kann.
Und hier in 2. Timotheus 2, zum Ende des Kapitels, nennt Paulus drei dieser nicht lehrbaren Eigenschaften. Diese Eigenschaften zeichnen einen Mann aus, der für den Dienst des Herrn geeignet und darin erfolgreich ist. Der Erfolg ist hier aber nicht in Form von Zahlen gemeint, sondern ich rede von einem Erfolg in Form von Treue. Und ich würde sogar behaupten, dass dein Dienst zum Scheitern verurteilt sein wird, wenn du diese drei nicht lehrbaren Eigenschaften in deinem eigenen Herzen und Leben ignorierst. Deshalb kultiviere diese Eigenschaften durch die Gnade Gottes und durch das Wirken seines Geistes, der dich heiligt und dem Bild des Meisters gleichgestaltet. Was sind nun also diese nicht lehrbaren Dinge?
Vor dem Hintergrund der Abkehr von Männern wie Phygelus und Hermogenes oder Hymenäus und Philetus und vor allem Demas, drängt Paulus darauf, dass Timotheus, das Werk fortzusetzen, welches Paulus in Ephesus begonnen hat. Das Werk, Männer auszubilden und sie auszusenden. Aber er erinnert Timotheus daran, dass es nicht lehrbare Eigenschaften gibt. Und wenn ihr treu und eurem Meister nützlich sein wollt, müsst ihr diese verinnerlichen.
Eine Haltung der Demut (2Tim 2,14–19)
Die erste Eigenschaft steht in den Versen 14 bis 19. Ich formuliere sie so: Es ist eine Haltung der Demut, die das Wort Gottes ehrt:
»Dies bringe in Erinnerung, indem du ernstlich vor dem Herrn bezeugst, nicht Wortstreit zu führen, was zu nichts nütze, sondern zum Verderben der Zuhörer ist. Befleißige dich, dich selbst Gott als bewährt darzustellen, als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht teilt. Die ungöttlichen, leeren Geschwätze aber vermeide; denn sie werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten, und ihr Wort wird um sich fressen wie Krebs; unter welchen Hymenäus ist und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagen, dass die Auferstehung schon geschehen sei, und den Glauben einiger zerstören. Doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt, die sein sind; und: Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!«
Paulus fordert Timotheus auf, eine Haltung der Demut einzunehmen, insbesondere in Bezug auf das Wort Gottes. Er beruft sich auf die Gegenwart Gottes selbst, um Timotheus und seine Zuhörer zu demütigen. Und wie sieht diese Demut aus? Sie besteht darin, sich der Heiligen Schrift zu unterstellen und sie sorgfältig zu studieren.
Was ist Demut? Ich würde behaupten, dass sich Demut vor allem dadurch ausdrückt, dass ein demütiger Mensch vor dem Wort Gottes zittert und sich ihm unterstellt. Wer sich also gegen das Wort Gottes erhebt, erweist sich als hochmütig und hat den Gipfel der Überheblichkeit erreicht. Und das war hier bei Hymenäus und Philetus sicherlich der Fall. Hier warnt er Timotheus vor der Art von Überheblichkeit, schlampig zu sein oder das Schriftstudium zu vernachlässigen, weil man sich selbst gerne sprechen hört. Wenn du den Auftrag wahrnimmst, den Text sorgfältig und präzise für deine nächste Predigt zu studieren, dann ist das ein Ausdruck wahrer Demut.
Wenn du im Dienst deines Herrn nützlich sein willst, musst du diese Art von demütiger Haltung einnehmen. Ich finde es interessant, dass Paulus die Gegenwart Gottes anruft, bevor er Timotheus mit dem Predigen beauftragt. Gott anzurufen sollte also dazu führen, dass wir uns unserer eigenen Unwürdigkeit völlig bewusst werden und ein Gefühl der demütigen Hilflosigkeit entwickeln. Demütig, da wir die Gegenwart und das Licht unseres souveränen Gottes vor Augen haben. Paulus benutzt dieses Bild, um Timotheus zu zwei Dingen zu ermahnen. Das eine ist, gut zu studieren, und das andere ist, mutig zu predigen. Beides sind Ausdrücke von Demut.
Ein Muster der Heiligkeit (2Tim 2,20–23)
Nun, es gibt noch einen zweiten nicht lehrbaren Aspekt. Dieser steht in den Versen 20–23. Es ist das, was ich ein Muster der Heiligkeit nennen würde, dass den Charakter Gottes widerspiegelt:
»In einem großen Haus aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und die einen zur Ehre, die anderen aber zur Unehre. Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet. Die jugendlichen Begierden aber fliehe; strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen. Die törichten und ungereimten Streitfragen aber weise ab, da du weißt, dass sie Streitigkeiten erzeugen.«
Dies ist eine ernüchternde, aber hilfreiche Erinnerung daran, dass dein Leben ein Muster der persönlichen Heiligkeit tragen muss, wenn du im Dienst für den Herrn nützlich sein willst. In der heutigen Zeit braucht es nicht viel, um an Beispiele von Menschen zu denken, die in diesem Bereich versagt haben und deshalb ihre Nützlichkeit im Dienst verloren haben.
Als ich noch jung war, hatte ein im Dienst stehendes Familienmitglied eine außereheliche Affäre und wurde aufgrund dieser dann ausgeschlossen. Ich erinnere mich daran, wie ich zur Bibelschule kam und mit Männern diente, mit Männern studierte und dann mit ihnen gemeinsam meinen Abschluss machte. Und dann hörte ich nur noch hin und wieder die Berichte von gefallenen Männern, aufgrund ihrer unkontrollierten Begierde. Die Realität ist, dass man nicht in seinen eigenen Begierden leben und gleichzeitig im Dienst für den Herrn nützlich sein kann. Robert Murray M’Cheyne hatte den berühmten Ausspruch:
»Das größte Bedürfnis der Meinen, ist meine eigene persönliche Heiligkeit.«
Meine Bitte an euch Männer ist: Wenn ihr für den Herrn brauchbar sein wollt, müsst ihr die Begierden des Fleisches abtöten, denn ihr könnt nicht euren eigenen Begierden nachgehen und gleichzeitig den Herrn verfolgen. Wenn du nicht ein heiliges Werkzeug bist, dann bist du im Dienst des Herrn nicht nützlich. Und Paulus ermahnt Timotheus: Halte dich rein um des Dienstes willen, damit du dem Herrn nützlich bist.
Das Herz eines Hirten (2Tim 2,24–26)
Die dritte Eigenschaft ist das Hirtenherz. Das Hirtenherz entspricht der Liebe des Herrn und wird in den Versen 24–26 ersichtlich:
»Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, der in Sanftmut die Widersacher zurechtweist, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels, die von ihm gefangen sind, für seinen Willen.«
Vers 24 ist eine großartige Erinnerung daran, dass der Knecht des Herrn nicht streitsüchtig sein soll, sondern freundlich zu allen. Er soll geduldig sein, wenn man ihm Unrecht tut, und selbst bei Meinungsverschiedenheiten mit Sanftmut vorgehen. Wie würde es unseren Umgang in den sozialen Medien verändern, würden wir nicht auf grobe, unfreundliche Weise miteinander umgehen, sondern wäre unsere Kommunikation geprägt von Freundlichkeit, Geduld und Sanftheit.
Dies sind also die Dinge, die Paulus Timotheus, aber auch den von Timotheus Unterrichteten, als nützlicher Diener Christi nahelegt. Dies sind aber die Charakteristiken, die nicht im Klassenzimmer gelernt werden können. Ja, wir sprechen gewiss im Unterricht darüber, sei es über Demut, Heiligkeit oder vom Hirtenherz, und beschreiben, dass diese Eigenschaften das Herz prägen sollten. Doch die Realität ist, dass diese Eigenschaften nicht durch das Lernen angeeignet werden können.
Sie müssen durch die Kraft des Heiligen Geistes und die Wahrheit der Schrift kultiviert werden. Du magst in allem Lernbaren überragend sein, die Noten erarbeiten, die Antworten kennen, aber wenn du keine demütige Haltung vor dem Wort Gottes hast, wenn du kein Muster der Heiligkeit vorlebst und dein Hirtenherz keine Liebe hat, so wirst du kein Gelingen im Dienst haben. Du kannst ohne Kultivierung dieser Eigenschaften im Dienst nicht auf die Weise nützlich und erfolgreich sein, auf die es ankommt. Nur im Streben nach diesen Eigenschaften wird er sagen können:
»Wohl, du guter und treuer Knecht!« (Mt 25,23)
Diese Eigenschaften müssen deinen Dienst charakterisieren, sodass deine Schafe dich sehen als ein Vorbild für demütige Unterordnung unter dem Wort Gottes. Sie sollen es jede Woche sehen, wenn du mit Präzision und Gründlichkeit und Treue zum Text predigst. Sehen sie dich aber auch als Vorbild der persönlichen Heiligkeit, in dem Wissen, dass dein Leben nicht angezweifelt werden kann? Sehen sie einen Mann der ein Hirtenherz hat, voller Zuneigung und Freundlichkeit, mit der Sanftmut des Retters selbst? Das sind die Zutaten, ihm wohlzugefallen. Ohne diesen Dingen kann nichts gelingen. Die Bibelschule bringt dir viel bei, doch gibt es einige Eigenschaften, die nicht im Klassenzimmer gelernt werden können, die aber notwendig sind für Dienst, Treue und Effektivität.
Willst du deinem Herrn nützlich sein? Dann strebe nach Demut, strebe nach Heiligkeit und strebe nach einem Herzen, aus dem die Freundlichkeit des Herrn hervorleuchtet.
Dies ist ein zusammengefasster Vortrag der Shepherds Conference 2024. Diesen findest du unter folgendem Link.