Mir ist durchaus bewusst, dass alle Menschen in schrecklicher Gefahr sind. Ob alt oder jung, wir alle haben einen Lauf zu vollenden, einen Kampf auszutragen, ein Herz zu bändigen, eine Welt zu überwinden, einen Körper unter Kontrolle zu halten, einem Teufel zu widerstehen. Da können wir uns mit Recht fragen: „Und wer ist hierzu tüchtig?“ (2Kor 2,16). Aber jedes Alter und jede Lebenssituation hat ihre eigenen Fallstricke und Versuchungen, und es ist gut, sie zu kennen. Wer vorgewarnt ist, ist gewappnet. Wenn ich euch überzeugen kann, euch vor den Gefahren, die ich im Anschluss auflisten werde, in Acht zu nehmen, ist das eine große Hilfe für euch.
Stolz ist die älteste Sünde in der Welt
Es gab sie schon, bevor die Welt existierte. Der Teufel und seine Engel sündigten aus Stolz. Sie waren nicht zufrieden mit ihrer ursprünglichen Stellung. Dadurch bekam die Hölle ihre ersten Bewohner.
Stolz vertrieb Adam aus dem Paradies. Er war nicht zufrieden mit dem Platz, den Gott ihm zugewiesen hatte. Er wollte sich selbst erheben und fiel in Sünde. So brachte der Stolz Sünde, Leid und Tod in die Welt (1Mo 3,1-24).
Stolz ist von Natur aus im Herzen von uns allen. Wir wurden stolz geboren. Durch unseren Stolz sind wir mit uns selbst zufrieden; wir halten uns für gut genug, so wie wir sind. Unser Stolz macht uns taub für gute Ratschläge. Deshalb lehnen wir das Evangelium Christi ab und gehen unseren eigenen Weg. Aber nirgends herrscht der Stolz so stark wie im Herzen eines jungen Mannes.
Stolz ist eine Gefahr für junge Männer
Junge Männer sind schnell von sich eingenommen und hören den Rat anderer nicht gern! Oftmals sind sie unhöflich und unfreundlich zu anderen und meinen, man würde sie nicht so schätzen und ehren, wie sie es verdienten! Selten hören sie auf einen Ratschlag einer älteren Person! Sie glauben, alles zu wissen. Ihre eigene Klugheit macht sie schrecklich eingebildet. Ältere Leute und ihre Beziehungen halten sie für dumm, langweilig und langsam. Sie meinen, ältere Menschen glaubten, sie bräuchten keine Belehrung, da sie alles verstehen. Junge Menschen werden geradezu ärgerlich, wenn sie mit ihnen reden. Wie junge Pferde können sie es nicht ertragen, wenn sie geführt werden. Sie wollen unabhängig sein und ihren eigenen Weg gehen. Sie scheinen genauso zu denken wie die Menschen, von denen Hiob sagte: „Wahrlich, ihr seid die rechten Leute, und mit euch wird die Weisheit aussterben!“ (Hi 12,2). Und das alles aus Stolz.
Beispiele aus der Schrift
Rehabeam war so ein Mensch. Er verachtete den Rat der alten, erfahrenen Männer, die vor seinem Vater standen, und hörte auf die jungen Männer seiner Generation. Er musste die Konsequenzen seiner Torheit tragen. Wie ihn gibt es viele (1Kö 12,1-19).
Der verlorene Sohn im Gleichnis war genauso. Er nahm den Teil des Vermögens, der ihm zustand, und machte sich auf und davon. Er konnte es nicht ertragen, unter dem Dach seines Vaters zu leben, und ging in ein fernes Land, um sein eigener Herr zu sein. Wie das kleine Kind, das nicht mehr an der Hand der Mutter gehen will, riss er sich los und stürzte sich ins Unglück. Als er dann Schoten bei den Schweinen aß, wurde er langsam klüger. Aber wie ihn gibt es viele (Lk 15,11-24).
Hütet euch vor Stolz
Ich flehe euch ernsthaft an, ihr jungen Männer, hütet euch vor Stolz. Von zwei Dingen sagt man, dass sie in der Welt selten zu finden sind: das eine ist ein demütiger, junger Mann und das andere ein alter Mann, der zufrieden ist. Ich fürchte, das Sprichwort ist nur allzu wahr.
Seid nicht stolz auf eure Fähigkeiten, eure Kraft, euer Wissen, eure Erscheinung oder eure Intelligenz. Seid nicht stolz auf euch selbst oder auf das, was ihr besitzt. All das entsteht, weil ihr euch selbst und die Welt nicht kennt. Je älter ihr werdet und je mehr ihr seht, umso weniger Grund findet ihr, stolz zu sein. Unwissenheit und mangelnde Erfahrung sind die Grundlage für Stolz; wird die Grundlage entzogen, nimmt der Stolz schnell ab.
Die Bibel sagt uns an vielen Stellen, wie wichtig ein demütiger Geist ist. Christen werden gewarnt, „nicht höher von sich [zu] denken, als sich zu denken gebührt“ (Röm 12,3). Die Schrift sagt uns: „Wenn aber jemand meint, etwas zu wissen, der hat noch nichts so erkannt, wie man erkennen soll“ (1Kor 8,2). In Kolosser 3,12 heißt es: „Zieht nun an … Demut.“ Und noch eine Stelle: „Ihr alle sollt euch … mit Demut bekleiden“ (1Petr 5,5). Von dieser Art von Bekleidung scheinen leider viele nicht mehr als Lumpen zu besitzen.
Jesus Christus ist unser Vorbild
Denkt daran, was für ein Beispiel unser Herr Jesus Christus uns in diesem Punkt hinterlassen hat. Er wusch seinen Jüngern die Füße und sagte: „Damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“ (Joh 13,15). In 2. Korinther 8,9 steht: „Obwohl er reich war, wurde er um euretwillen arm.“ Und noch einmal: „Er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst“ (Phil 2,7-8). In unserem Stolz gleichen wir mehr dem Teufel und dem gefallenen Adam als Christus. Ihm ähnlich zu sein, kann aber nie schlecht sein.
Denkt an den weisesten Mann, der jemals lebte – ich meine Salomo. Er sagte von sich selbst, er wäre „ein junger Bursche, der weder aus- noch einzugehen weiß“ (1Kö 3,7). Das war eine ganz andere Haltung als die seines Bruders Absalom, der sich allem gewachsen sah: „O dass man doch mich zum Richter im Land einsetzte, damit jedermann zu mir käme, der einen Rechtsstreit und Rechtshandel hat; ich würde ihm zu seinem Recht verhelfen!“ (2Sam 15,4). Ebenso unterschied sie sich von der seines Bruders Adonija, der „sich erhob und sprach: Ich will König werden!“ (1Kö 1,5). Mit Demut fing Salomos Weisheit an. Aus eigener Erfahrung schreibt er: „Siehst du einen Mann, der sich selbst für weise hält, so kannst du für einen Toren mehr Hoffnung haben als für ihn!“ (Spr 26,12).
Eine Warnung zum Schluss
Ihr jungen Männer, nehmt euch die hier angeführten Bibelstellen zu Herzen. Vertraut nicht zu sehr auf euer eigenes Urteil. Seid euch nicht sicher, dass ihr immer richtig liegt und andere falsch. Verlasst euch nicht auf eure eigene Meinung, wenn sie der eines älteren Menschen widerspricht, vor allem wenn es eure Eltern sind. Das Alter bringt Erfahrung und verdient somit Respekt. Es zeugt von Elihus Weisheit, dass er „mit seiner Rede an Hiob gewartet hatte; denn jene waren älter als er“ (Hi 32,4). Und später sagte er: „Jung bin ich an Jahren, ihr aber seid grau; darum scheute und fürchtete ich mich, euch mein Wissen zu verkünden. Ich dachte: Die Betagten sollen reden und die Bejahrten ihre Weisheit kundtun!“ (Hi 32,6-7). Zurückhaltung und Schweigen sind wunderbare Eigenschaften bei jungen Menschen. Schämt euch nicht, wenn ihr noch lernt: Als Jesus zwölf Jahre alt war, lernte er auch noch. Er wurde im Tempel gefunden, „sitzend mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie befragte“ (Lk 2,46). Die weisesten Männer würden euch sagen, dass sie noch immer lernen, und demütig geben sie zu, wie wenig sie letzten Endes wissen. Der große Sir Isaac Newton sagte für gewöhnlich, er fühle sich nicht größer als ein kleines Kind, das ein paar wertvolle Steine am Ufer des Ozeans des Wissens aufgehoben hat.
Es wäre weise von euch jungen Männern, wenn ihr meine Warnung dankbar annehmt: Hütet euch vor Stolz.