Dritte Stellungnahme vom 22. Dezember 2022 zum Buch „Warum ich weder Calvinist noch Arminianer bin“
Öffentliche Stellungnahme zum Buch von Wilfried Plock „Warum ich weder Calvinist noch Arminianer bin – Verbindende Gedanken zu einem trennenden Thema“
Update: 22. Dezember 2022 (dies macht die erste Stellungnahme vom 9. Januar 2018 sowie das Update vom 14. April 2021 hinfällig).
Wer mit der Kirchen- und Theologiegeschichte vertraut ist, weiß, dass das in diesem Buch aufgegriffene Thema durch die Jahrhunderte immer wieder zu Parteiungen und Streit unter Brüdern geführt hat. Das ist sehr bedauerlich und unnötig und es schadet der Sache unseres geliebten Herrn und Retters Jesus Christus. So hat auch die erste Auflage dieses Buches das beabsichtigte Ziel „Verbindende Gedanken zu einem trennenden Thema“ verfehlt und zu weiteren Grabenkämpfen geführt.
Zwischen der ersten und dritten Auflage sind mehrere Gespräche zwischen Wilfried Plock und dem Vorstand des EBTC geführt worden, die in eine „Gemeinsame Erklärung“ mündeten. Ein Resultat dessen war, dass die ursprünglichen Anschuldigungen gegenüber dem EBTC aus den ersten beiden Auflagen in der dritten Auflage nicht mehr erschienen.
Das Spannungsfeld göttlicher Souveränität und menschlicher Verantwortung
Aus menschlicher Perspektive und gemäß menschlicher Logik scheint es vermeintlich ein Paradoxon zu geben zwischen der Souveränität Gottes und der Verantwortung des Menschen. Es existiert aber nicht wirklich. Die ganze Schrift überzeugt uns vom Gegenteil, indem sie beide Wahrheiten nebeneinander lehrt: zwei Wahrheiten, die wir mit Logik allein nicht fassen können; zwei Wahrheiten, die unser Fassungsvermögen bei weitem übersteigen – Jesaja 55,8-9 (Ähnlich verhält es sich auch mit anderen biblischen Wahrheiten, beispielsweise der Dreieinheit, der Jungfrauengeburt, der Tatsache, dass Christus 100% Mensch und 100% Gott ist, etc.). In unserem Glaubensbekenntnis nehmen wir auf dieses vermeintliche Spannungsfeld wie folgt Bezug:
„Wir lehren, dass die Erwählung ein Werk Gottes ist, durch das Er vor Grundlegung der Welt in Christus diejenigen erwählt hat, die Er aus Gnade erneuert, errettet und heiligt (Röm 8, 28-30; Eph 1, 4-11; 2Thess 2, 13; 2Tim 2, 10; 1Pet 1, 1-2). Wir lehren, dass Gottes souveräne Erwählung weder im Widerspruch zur Verantwortung des Menschen steht, Buße zu tun und Christus als Herrn und Retter zu vertrauen, noch diese Verantwortung aufhebt (Hes 18, 23;32; 33, 11; Joh 3, 18-19;36; 5, 40; Röm 9, 22-23; 2Thess 2, 10-12; Offb 22, 17).“
Das Spannungsfeld der göttlichen Souveränität und der menschlichen Verantwortung auflösen zu wollen, ist ein verständliches, aber unmögliches, Unterfangen. Bei dem Versuch, dieses vermeintliche Paradoxon lösen zu wollen, wird man unweigerlich die Souveränität Gottes und die Verantwortung des Menschen gegeneinander ausspielen. Gottes Souveränität und die Verantwortung des Menschen schließen sich nicht gegenseitig aus, auch wenn dies für die menschliche Logik nicht zu begreifen ist. Schlussendlich hat die Schrift, und nicht die menschliche Logik, die höchste Autorität.
Friedensstifter trotz unterschiedlicher Sichtweisen
Als EBTC sind wir uns bewusst, dass Geschwister bezüglich der Auslegung biblischer Texte oder theologischer Themen zu unterschiedlichen Sichtweisen gelangen können. Trotzdem muss der brüderliche Umgang von der Frucht des Geistes und gegenseitiger Wertschätzung gekennzeichnet sein und nicht von Verleumdung, Verachtung, Streit und Grabenkämpfen.
Ein großartiges Beispiel der Kirchengeschichte sind George Whitefield und John Wesley. Sie hatten gegensätzliche Sichtweisen über die Lehre der Erwählung, die Vorherbestimmung und das endgültige Beharren des Gläubigen. Beide Männer liebten den Herrn. Beide Männer wurden vom Herrn wunderbar gebraucht. Die Kirchengeschichte zeigt sowohl ihr Versagen als auch ihr späteres Mühen um Einheit und Aussöhnung.
Benedikt Peters hat dazu auf der Hirtenkonferenz 2020 einen sehr hilfreichen Vortrag gehalten. Unser Wunsch und Gebet ist, dass dieser Vortrag von Benedikt Peters dazu dient, Grabenkämpfe unter Christen zu beenden und stattdessen Friedensstifter zu werden – trotz unterschiedlicher theologischer Überzeugungen. Die wahren Kämpfe finden an einer anderen Front statt, nämlich mit Irrlehrern – Ungläubigen, die ein falsches Evangelium verkündigen. Kämpfe mit Geschwistern, die eine andere Sichtweise zu gewissen Lehren haben, betrüben unseren Herrn, der in seiner schwersten Stunde für die Einheit seiner Jünger betete (Joh 17,11).
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In Koproduktion mit Wolfgang Bühne (Leseplatz.de) erschien das gleichnamige Heft „Friedensstifter, Was wir von George Whitfield und John Wesley lernen können“ (auch als PDF verfügbar).
Weiterführende Artikel zum biblischen Umgang mit theologischen Kontroversen:
John Newtons Rat zu theologischen Kontroversen (von Alexander Strauch)
Whitefield und Wesley zuerst entzweit und dann vereint für den Rest des Lebens (von Benedikt Peters)