Als am 20. Februar 2022 der Krieg zwischen Russland und Ukraine ausbrach, wussten wir noch nichts von den bevorstehenden Aufgaben und Möglichkeiten, die Gott uns in den nächsten Monaten und Jahren mit der Ukraine-Hilfe schenken würde. Durch den Konflikt in der Ukraine konnten wir klar und deutlich erleben, wie Gott in Zeiten der Not seine Gemeinde weidet und Türen öffnet, um Menschen zu retten und sich zu verherrlichen.
Nach dem Einmarsch der russischen Armee bat das Grace Bible Seminary (GBS) in Kiew bei den TMAI-Partnerschulen um dringende Hilfe für die akute Notlage. Konkret benötigten sie dringend Lebensmittel für verschiedene Gemeinden in der Ukraine, welche von der Lebensmittelversorgung abgeschnitten waren.
Von Berlin in die Ukraine – über 80 Touren mit humanitärer Hilfe
Wir als EBTC sagten zu, in dieser drängenden Not zu helfen. Wir ahnten jedoch noch nicht, welche Ausmaße dieser Dienst mit der Zeit annehmen sollte. Die erste Tour fuhren wir am 18. April 2022. Bei diesen ersten Touren ging es darum, dringend benötigte Lebensmittel und andere Hilfsgüter an die Gemeinden zu liefern. Jedoch blieb die Hilfe nicht allein materiell, sondern eine tiefsitzende, geistliche Not wurde offenbar. Von einem der Missionare ließ sich früh hören: »Wir sind hier, um den Herrn von ganzem Herzen zu lieben und alles zu geben, was wir haben, um den Ruhm des Allmächtigen zu mehren.« Rückblickend lässt sich sagen: Sein Ruhm wurde gemehrt und das Evangelium verbreitet, selbst in schwierigsten Umständen. Auch evangelistische Bücher und Bibeln konnten gedruckt und geliefert werden, welche durch Gemeinden vor Ort verteilt wurden, sodass über 200.000 Menschen mit humanitärer Hilfe aber vor allem dem Evangelium erreicht wurden.
Viele freiwillige Fahrer aus den Gemeinden meldeten sich, nahmen Urlaub und machten so diese vielen Touren möglich. Insgesamt fuhren über 50 Fahrer über 200.000 Kilometer den Weg von Berlin bis nach Lviv. Dort trafen sie dann auf die Geschwister aus Kiew, die Autos wurden umgeladen und es ging wieder zurück. Teilweise gingen die Touren unserer Geschwister sogar bis Kiew und Kharkiw. Die Grace Bible Church in Kiew war der Hauptanlaufpunkt. Durch das angeschlossene Grace Bible Seminary hatten sie viele Kontakte zu Ältesten und deren Gemeinden im ganzen Land. Alle humanitäre Hilfe wurde nach Kiew gebracht, von wo aus die Geschwister sie dann an Notleidende und Soldaten ausgaben.
Die Nöte der Gemeinden im Kriegsgebiet
Anfänglich stellte die Lebensmittelbeschaffung eine Herausforderung dar. Die großen Mengen mussten bewältigt werden, sodass zwei bis vier Sprinter pro Woche in die Ukraine fahren konnten. Somit kauften und transportierten wir 3-6 Tonnen an Hilfsgütern pro Woche, konnten jedoch im Laufe der Zeit die Einkaufsmengen erhöhen.
Über die Monate reduzierte sich der Lebensmittelbedarf und eine Veränderung der Nöte war in der Ukraine-Hilfe zu spüren. Lebensmittel waren wieder ohne Probleme in Kiew zu kaufen. Allerdings führte die ständige Bombardierung im Winter 2022/23 zu vielen Stromausfällen, teilweise über mehrere Stunden am Tag. Ganz im Stile des Apostel Paulus war unser Gebet, »dass das Wort des Herrn laufe und verherrlicht werde, …« (2Thess 3,1). Der Bibelschulunterricht und der Gottesdienst waren nämlich durch die Stromausfälle gehemmt worden und auch die Versorgung der Geschwister tat Not! Gott aber sei Dank: Das Wort des Herrn lief und Versorgung geschah, da wir Generatoren kaufen und liefern durften.
Zwischenzeitlich bekamen wir die Möglichkeit, über 400 Klappbetten aus der Schweiz kostenlos abzuholen. Mit diesen Betten konnten wir verschiedensten Gemeinden und Kinderheimen aushelfen. Auch nach Kleidung wurden wir immer wieder gefragt. Im August 2023 konnten wir dann 9 Tonnen an hochwertiger gebrauchter Kleidung kaufen. Über die nächsten Monate fuhren wir diese nach Kiew, von wo aus sie weiterverteilt werden konnte.
Verwaltet und verteilt wurden alle Hilfsgüter durch die uns bekannten und durch das TMAI geschwisterlich und theologisch verbundenen Gemeinden. Für uns war eine zielgerichtete Unterstützung der Gemeinden wichtig. Materielle und medizinische Unterstützung allein wären mangelhaft, so machten wir die Gemeinden zum Mittelpunkt unserer Hilfeleistung. Dadurch stand die Verkündigung des Evangeliums im Vordergrund.
Wir wollten der Gemeinde dabei helfen, in dieser Kriegssituation weiterhin ihre Aufgaben erfüllen zu können: den Mitmenschen zu helfen und das Evangelium zu verkünden. Die Gemeinden nutzten diese Chance mit all ihrer Kraft. Sie verteilten Lebensmittel und führten evangelistische Einsätze und Konferenzen durch. Die Gebete wurden erhört, dass »Gott uns eine Tür öffne für das Wort, um das Geheimnis des Christus anzusprechen […].« (Kol 4,3)
Vielen Dank für eure Hilfe!
Es ist nicht zu verschweigen, was Gott in dieser Zeit in seiner Güte getan hat, und von seinem Werk kann nicht geschwiegen werden. Während die Reiche dieser Welt wüten, gehört Gott gepriesen. Er schenkte Möglichkeiten inmitten desolater Hoffnungslosigkeit das Evangelium zu verkünden und Menschen in Not zu helfen.
Aller Lob und Dank gehört ihm und gleichzeitig möchten wir uns bei allen Spendern, freiwilligen Helfern, Fahrern und Mitarbeitern des EBTC bedanken. Gott hat die Arbeit der letzten zwei Jahre reich gesegnet und seine Größe auf unerwartete Weise entfaltet. Wir konnten viele Beziehungen aufbauen, Menschen helfen und in allem das Evangelium verkünden.
Wir werden den regelmäßigen Dienst der Ukraine-Hilfe bis Ende Juni 2024 zum Ende bringen, mit dem Gebet, dass sein Wort weiterlaufe. Während dieser Dienst sich für uns als EBTC dem Ende zuneigt, wird das Grace Bible Seminary sein Werk am Wort und auf humanitäre Weise fortführen und benötigt weiterhin Unterstützung. Alle Spenden die nach dem 30. Juni 2024 an das EBTC gesendet werden, fließen direkt in die Arbeit des EBTC.
Wir möchten in Paulus Worte einstimmen und euch im Namen der ukrainischen Geschwister mit 2. Korinther 9,12-15 zusprechen:
„Denn die Besorgung dieses Dienstes füllt nicht nur den Mangel der Heiligen aus, sondern ist auch überreich durch die vielen Dankgebete zu Gott, indem sie durch den Beweis dieses Dienstes zum Lob Gottes veranlaßt werden für den Gehorsam eures Bekenntnisses zum Evangelium von Christus und für die Freigebigkeit der Unterstützung für sie und für alle; und in ihrem Flehen für euch werden sie eine herzliche Zuneigung zu euch haben wegen der überschwänglichen Gnade Gottes euch gegenüber. Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!“