Tapfere Zeugen in Wahrheit und Liebe
(2Tim 4,1–5; 1Thes 1–2)
Tapferkeit beginnt mit der Gnade Gottes. So fragen wir uns: Sind wir stark in der Gnade Gottes? Darf sie uns erziehen (Tit 2,11ff)? Wachsen wir noch in ihr (2Pet 3,18)? Wir stehen in der Gefahr, auf die Täuschungsmanöver betrügerischer Menschen hereinzufallen (Eph 4,14–15). Der eine Verführer redet von Wahrheit, aber vergisst die Liebe. Der andere redet von Liebe, aber vergisst die Wahrheit. Und am Ende verlieren wir beides. Solchen Schlagseiten müssen wir uns tapfer entgegenstemmen.
Eine Definition
Was ist „Tapferkeit“ eigentlich, was bedeutet „tapfer“? Tapferkeit ist eine Eigenschaft, gewurzelt in starken biblischen Überzeugungen, die es uns ermöglicht, Widerständen entgegenzutreten und auch –und gerade!– in Gefahr und Gegenwind Kurs zu halten. Tapferkeit ist nicht zu verwechseln mit Tollkühnheit oder Angstlosigkeit, denn nur der Tor hat vor nichts Angst.
Viele Vorbilder
Tapferkeit wird immer sichtbar. Verborgene Tapferkeit ist ein Widerspruch in sich. Wir müssen zum Zeugnis bereit sein, stets und vor allen (Apg 1,8). „Märtyrer“ ist die deutsche Wiedergabe des altgriechischen Wortes für „Zeuge“ (mártys; Märtyrer). Wenn die Welt Jesus verfolgte und Ihn hasste, wird es allen seinen Nachfolgern heute nicht anders ergehen (2Tim 3,12; Mt 23,37). Zeugen müssen also tapfer sein! Daher liefert uns die Bibel viele Vorbilder tapferer Menschen, im AT (wie Noah, Mose, Josua, Nehemia usw.) wie im NT (Petrus, Stephanus, Paulus usw.). Wenn wir das Wort Gottes bezeugen, wird dies Herzen durchbohren. Das kann Heil bewirken, es kann aber auch bitterste Todfeindschaft entfachen (Apg 2,37; 5,33; 7,54). Bedroht dies das Leben und Überleben der Gemeinde Gottes? Nein, denn: Das Blut der Märtyrer (Zeugen) ist der Same der Gemeinde.
Wahrheit und Liebe
Tapfere Zeugen kennen die Wahrheit, sie lieben die Wahrheit, halten sie fest und bezeugen sie (2Tim 4,1–5). Aber tapfere Zeugen bezeugen diese Wahrheit in Liebe (1Thes 2,7b–12). Wahrheit und Liebe sind zwei Seiten einer Medaille. Das eine ohne das andere ist Falschgeld.
Mangelnde Wahrheit macht uns als Zeugen unnütz, denn wir müssen die Inhalte unseres Zeugnisses aus dem Wort der Wahrheit kennen, wenn wir sie wahrhaftig verkündigen (bezeugen) wollen. Aber es geht nicht nur um die Inhalte, die Wahrheit, sondern auch um die Form unseres Zeugnisses: Es muss in Liebe gegeben werden. Wahrheit und Liebe sind nicht ein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-Als-Auch.
Diese Liebe im Bezeugen der Wahrheit muss sich dem geistlichen Reifegrad der Zuhörer anpassen: Paulus diente der Gemeindefamilie sowohl liebend wie eine „nährende Mutter“ (1Thess 2,7) – also zart, pflegend und aufopfernd – als auch liebend wie ein „Vater“, indem er die geistliche Reife der Glaubenden förderte durch Ermahnung, Tröstung und dem Aufruf zu einem Gott würdigen Wandel (1Thess 2,11–12). Wie Gott selbst müssen auch seine Zeugen in der Lage sein, der Gemeinde in „mütterlicher“ wie „väterlicher“ Liebe zu dienen. So zeugen wir von Gottes Wesen. Man kann in der Missionsgeschichte sehen, wie dieses Zeugnis in der Umkehr zu Gott hörbar und sichtbar wurde (1Thes 1,5–10), indem die „Frucht der Buße“ sichtbar wurde (2Kor 7).
Tapferkeit ist möglich, weil Er da ist
Wer ist zu solch herausfordernder Tapferkeit im Zeugnis fähig? Wer ist dazu tüchtig? Die Bibel liefert uns mehrere, sich ergänzende Antworten. Die erste Antwort lässt uns von uns weg auf Gott blicken: Es ist der Geist Gottes, der Geist der Wahrheit, der uns stärkt (2Tim 1,7; Apg 1,8). Die zweite Antwort erinnert uns: Das Wort Gottes, das Evangelium, das ihr bezeugt, ist Gottes Kraft (Röm 1,16; 10,17; 1Thes 2,13). Drittens gibt uns Gott Vorbilder und „Trainer“, die uns anleiten und ausrüsten für den Zeugnisdienst (Eph 4,11).
Sie zeigen uns, wie wir die Wahrheit in Liebe festhalten und bekennen können. Die vierte Antwort deutet uns auf die Gemeinschaft der Heiligen hin: Wir haben die Gemeinde Gottes, in der Gott wohnt und wo wir uns gegenseitig ermutigen und aufeinander achthaben (Röm 15,14; Heb 10,23–25). Die fünfte und letzte Antwort bindet uns an Christus: Seine Gegenwart macht uns zu tapferen Zeugen (Märtyrern), wie einen Josua (1,9) oder einen Nehemia. Paulus ruft uns zu: „Im Übrigen, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“ (Eph 6,10). Er ist und bleibt bei uns, bis unser Zeugnis auf Erden vollendet ist (Mt 28,18–20).
Und ich? – Persönliche Konsequenzen
Der Züricher Reformator Huldrych Zwingli (1484–1531) rief seine Zeitgenossen auf: „Tut um Gottes Willen etwas Tapferes!“ So wollen wir um Gottes Willen und zu Seiner Ehre tapfere Zeugen in Wahrheit UND Liebe sein. Lasst uns solche Männer (und Frauen) sein, deren Herzen ungeteilt auf den HERRN gerichtet sind, denn an solchen erweist sich Gott mächtig.
Seine Augen durchsuchen dafür beständig die ganze Erde (2Chr 16,9). Wir wollen in dieser Zeit des Angsteinjagens und Einschüchterns nicht dieses Wort Gottes durch Jesaja vergessen:
„Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; schau nicht ängstlich umher, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ja, ich helfe dir, ja, ich stütze dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit“ (Jes 41,10).
Und so können wir sogar „mehr als Überwinder sein durch den, der uns geliebt hat“ (Röm 8,37). Warum? Weil „weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8,38–39).
Bis der Herr zurückkommt und unsere Arbeit hier beendet ist, lasst uns tapfere Zeugen der Wahrheit in Liebe sein! Mit dem Geist Gottes sprechen wir: „Herr, unser Erlöser, komme bald. Wir freuen uns auf Dich, die Wahrheit und die Liebe in Person, den Tapfersten von allen. Amen.“