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Lass andere die Güte des Herrn schmecken und sehen

Ungeachtet der Lebensphase, in der du dich als Frau befindest, hat Gott dich mit Menschen umgeben, die die Güte des Herrn brauchen. Wenn unsere Mitmenschen die Liebe, die Freude, den Frieden, die Geduld, die Freundlichkeit, die Güte, die Treue, die Sanftmut und die Selbstbeherrschung in unserem Leben (Gal 5,22-23) schmecken, dann schmecken sie die Güte des Herrn.
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Lass andere die Güte des Herrn schmecken und sehen
Lesezeit: 4 Minuten

Eine »Titus 2 Frau« werden

»Schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist; wohl dem, der auf ihn traut!« (Psalm 34,9).

Kannst du dich an den Moment erinnern, als du die Güte des Herrn zum ersten Mal geschmeckt hast? Wenn es dir ähnlich ergangen ist wie mir, dann hast du durch jemand anderen, den Gott dir in dein Leben hineingestellt hat, deine erste greifbare Erfahrung mit Gott und seinem Wesen gemacht – vielleicht durch deine Eltern, deine Großeltern, einen Freund, einen Nachbarn oder einen Sonntagschullehrer. Als dir diese Person vom Herrn erzählte, hörtest du zu, weil du seine Güte geschmeckt hast, aufgrund der Art und Weise, wie du von jener Person behandelt wurdest und was du in ihrem Leben beobachtet hast. Was du geschmeckt hast, war die Frucht des Geistes.

Ist die Frucht des Geistes auch das, was Menschen schmecken, wenn sie mit dir Gemeinschaft haben?

Die Frucht, die wir bringen, wenn wir im Geist wandeln, kommt weder aus uns selbst, noch ist sie für uns selbst bestimmt. Sie entsteht daraus, dass Christus in uns lebt, und ihr Zweck besteht darin, dass wir sie anderen weitergeben geben. Wenn unsere Mitmenschen die Liebe, die Freude, den Frieden, die Geduld, die Freundlichkeit, die Güte, die Treue, die Sanftmut und die Selbstbeherrschung in unserem Leben (Gal 5,22-23) schmecken, dann schmecken sie die Güte des Herrn.
Frucht wächst allerdings nur unter den richtigen Bedingungen, wenn die Lebenskraft eines gesunden Baumes oder Weinstocks durch seine Äste bzw. Reben fließt. Wenn wir Frucht bringen wollen, müssen wir mit Jesus, dem Weinstock, verbunden bleiben (Joh 15,4–5), dessen Lebenskraft nur dann in uns hineinfließt, wenn wir Zeit mit ihm verbringen.

Bringst du als Frau Frucht, die andere schmecken können?

Ungeachtet der Lebensphase, in der du dich befindest, hat Gott dich mit Menschen umgeben, die die Güte des Herrn brauchen. In meiner gegenwärtigen Lebensphase handelt es sich dabei um meine Kinder – vier meiner Lieblingsmenschen, die mich jeden Tag beobachten, um in Erfahrung zu bringen, wie Gott ist. Manchmal ist es schmerzlich darüber nachzudenken, was wohl meine Kinder schmecken, wenn sie ihre Mama beobachten und mit ihr Gemeinschaft haben. Ist es Stress, Gereiztheit, Murren, Undankbarkeit, Besorgtheit oder Zorn? Wenn dem so ist, werden ihnen unsere Familienandachten, unser gemeinsames Singen von Lobliedern und unsere geistlichen Gespräche einen bitteren Geschmack vermitteln und meinen besten Bemühungen, sie in der Jüngerschaft anzuleiten, entgegenwirken. Doch wenn das, was sie zu schmecken bekommen, lieblich schmeckt, dann werden sie an den Dingen des Herrn Gefallen finden – und vor allem ist das mein Ziel und mein Wunsch.

Ist Gott dabei, dich zu reinigen?

So wie jeder Baum, der Frucht bringen soll, immer wieder zurückgeschnitten werden muss, so ist auch jeder Christ auf die Fürsorge des Gärtners angewiesen. Er bedient sich der Anfechtungen in unserem Leben wie einer scharfen Gartenschere, die als sein Werkzeug dient, um die toten Reben in unserem Leben – Stolz, Selbstgenügsamkeit, Selbstgefälligkeit, Selbstsucht, mangelnde Vergebungsbereitschaft – herauszuschneiden, damit die verbleibenden Reben eine bessere Frucht bringen können. Manchmal reinigt er uns nicht deshalb, weil wir unfruchtbar sind, sondern gerade, weil wir Frucht bringen – und er will uns helfen, »mehr Frucht« zu bringen (Joh 15,2).

Bist du mit dem Weinstock verbunden?

Ich mache immer wieder den typischen Fehler zu versuchen, unabhängig von Christus meine eigene Frucht zu bringen. Ohne mir die Zeit zu nehmen, mich mit seiner Lebenskraft füllen zu lassen, stürze ich mich in meinen Tag, indem ich mir vornehme, mich mehr darum zu bemühen, mit meinen Kindern freundlicher und sanftmütiger umzugehen. Losgelöst von Christus gelingt es nie. Ich habe auf die harte Tour lernen müssen, dass Jesus wirklich meinte, was er sagte:

»Getrennt von mir könnt ihr nichts tun« (Joh 15,5).

Warum versuche ich es dennoch immer wieder?
Wenn du keine Frucht bringst, trete bei jeder Gelegenheit in deiner gegenwärtigen Lebensphase in Gemeinschaft mit Jesus. Falls du dich von ihm entfernt haben solltest, spielt jeder kleine Schritt zurück in seine Richtung eine wichtige Rolle: Sich an seinem Wort laben (selbst, wenn es auf nur wenige Minuten hinausläuft), beten (ganz egal, wie unvollkommen) und Loblieder singen oder sich Lobpreis anhören, trägt alles zur Förderung deiner Beziehung mit ihm bei. Die Frucht des Geistes entsteht aus dieser Beziehung.

In ihrem Buch Menschen der zweiten Meile schrieb die Chinamissionarin Isobel Kuhn in den 1930er Jahren über eine Freundin namens Dorothy, die einen großen Einfluss auf Isobels jungen Glauben gehabt hatte. Kurz nachdem sich die beiden Frauen begegnet waren, lud Dorothy Isobel zu einem Spaziergang ein, während dem sie ein ernsthaftes Gespräch über den Herrn führen wollte, dass sie mit viel Gebet vorbereitet hatte. Die Unterhaltung ging allerdings nicht in diese Richtung. Stattdessen lachten und scherzten sie auf dem Spaziergang, und Dorothy kam sich wie ein völliger Versager vor. Dorothy konnte nicht ahnen, dass Gott ihr strahlendes, einnehmendes Wesen gebrauchte, um Isobel auf eine Art und Weise zu sich zu ziehen, die ihr Predigen nicht hätte bewerkstelligen können.

Isobel schrieb ihre Erinnerung an dieses Ereignis wie folgt nieder:

»Oswald Chambers sagt: ›Die Menschen, die den größten Einfluss auf uns haben, sind nicht die, die uns in ein Gespräch verwickeln, sondern die, die ihr Leben wie die Sterne am Himmel und die Lilien auf dem Felde leben – vollkommen einfach und ungekünstelt.‹. . . Wir versagen, wenn wir versuchen, das Wirken des Heiligen Geistes in unserem Leben zu ›beurteilen‹. Unsere Plicht ist es, uns ihm in freudigem Glauben hinzugeben und uns keine Gedanken darüber zu machen, welchen Wert die Frucht haben wird, die er hervorbringt. Die besondere Geistesgabe der lieben Dorothy war zwar ihre Ausstrahlung, ihre strahlende, ansteckende Freude in ihrem Wandeln mit dem Heiland, aber ich bezweifle, dass ihr überhaupt bewusst war, dass sie diese Gabe besaß. Sie dachte, sie hätte predigen sollen, während der Heilige Geist in Wirklichkeit ihre Gabe der Ausstrahlung in dem Leben, das zu berühren sie sich erbeten hatte, im vollen Umfang gebrauchte.«

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