Gedanken zur Berufung eines Ältesten, seinem eigenen Haus gut vorzustehen
(Anmerkung: Dieser Artikel wurde zwar im Hinblick auf Älteste und andere Gemeindeleiter geschrieben, aber wir hoffen, dass alle unsere Leser davon profitieren und ihn mit anderen teilen werden, die sich ebenfalls dafür interessieren könnten.)
Die Fähigkeit eines Mannes, seiner Familie vorzustehen, ist ein Indikator dafür, wie gut er der Gemeinde vorstehen wird. Es ist leicht nachvollziehbar, den Zusammenhang zu erkennen: Gott ist von Anfang an familienorientiert gewesen, und er bezeichnet die Gemeinde als sein Haus bzw. seinen Haushalt (1Tim 3,15).
Ein Ältester muss jemand sein,
»der seinem eigenen Haus gut vorsteht und die Kinder in Unterordnung hält mit aller Ehrbarkeit – wenn aber jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Gemeinde Gottes sorgen?« (1Tim 3,4–5).
Diese Anforderung ist nicht dazu gedacht, dass wir unsere Familien als Druckmittel verwenden (»Wenn du mir nicht gehorchst, steht meine Ältestenposition auf dem Spiel!«). Vielmehr ist es ein Aufruf an uns, in unserer Vaterschaft nach Vorzüglichkeit zu streben.
Die Familie ist ein Testfeld, auf dem man sich bewähren muss, erklärt Chuck Gianotti in seiner Reihe »Stehe Gottes Haushalt vor«. Die Fähigkeit eines Mannes, seiner Familie vorzustehen, bestimmt, wie gut er die Gemeinde leiten wird. Wer nämlich im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu (Lk 16,10). Bei unserem Bestreben danach, fähige Hirten zu sein, müssen wir uns daran erinnern, dass Gott uns zuerst dazu beruft, fähige Väter zu sein.
Um uns zu helfen, unsere Leitungsfähigkeit auszubauen, greift Chap Bettis, Autor von The Disciple-Making Parent (zu Deutsch in etwa: »Jüngerschaftsorientierte Elternschaft«), auf Robert Clintons The Making of a Leader (zu Deutsch in etwa: »Der gemachte Leiter«) zurück, der drei Aspekte der Leiterschaft unterscheidet: positionelle Autorität (Autorität kraft seines Amtes, wie ein militärischer Befehlshaber), persönliche Autorität (Führung durch Vorbild) und persuasive Autorität (Führung durch Worte und Prinzipien, wie ein weiser Lehrer).
Bei unserem Bestreben danach, fähige Hirten zu sein, müssen wir uns vor Augen halten, dass Gott uns zunächst dazu beruft, fähige Väter zu sein.
»Die Anwendung für jüngerschaftsorientierte Eltern ist offensichtlich«, sagt Bettis. »Wir sollen alle drei verwenden! Gott hat dir eine verantwortliche Stellung, eine Autoritätsposition anvertraut. Du hast elterliche Verantwortung. Du leitest, indem du Entscheidungen zum Wohle deiner Kinder triffst. Du stellst Regeln auf und korrigierst sie. Darüber hinaus bist du aufgefordert, deinen Kindern ein Vorbild zu sein. Sie sind Nachahmer. Und letztlich bist du aufgefordert, deine Kinder zu lehren. Positionell, persönlich, persuasiv. Wenn alle drei auf gottgefällige Weise zusammenkommen, ist große Autorität, ist ein großer Einfluss vorhanden.«
Die Priorität des Gehorsams in der Familie
Wir alle wünschen uns für unsere Kinder, dass sie in der Liebe zu Gott aufwachsen, den Herrn lieben. Dafür beten wir, davon träumen wir und danach streben wir. Doch könnte es womöglich sein, dass wir dabei eine wesentliche Komponente ihrer geistlichen Erziehung außer Acht lassen?
Gott misst unsere Liebe für ihn nur anhand einer Sache: Gehorsam. Dies galt für Abraham (1Mo 22,12) und das galt auch für die Jünger Jesu zu denen er sagte, »Liebt ihr mich, so haltet meine Gebote!« (Joh 14,15; s. auch 1Joh 5,3). Für uns heute galt das genauso.
Doch Gehorsam ist in unserer Generation fast zu einem Schimpfwort geworden. Vielen, die 1Tim 3,4 lesen, geht es gegen den Strich, dass Kinder »in Schranken« (SCH1951), »in Unterwürfigkeit« (ELB2003) bzw. »in Unterordnung« (SCH2000) gehalten werden sollen – wie unterdrückerisch! Heutzutage überschüttet ein »guter« Papa seine Kinder mit Lob und verwendet seine gesamte Freizeit darauf, mit ihnen zu spielen. Außerdem hilft er ihnen, ihr Potenzial zu entdecken, verwirklicht ihre Träume und bestätigt sie in allem, was sie tun. Gehorsam ist altmodisch.
Wie können wir nur glauben, dass unsere Kinder, sobald sie erwachsen sind, Gott gehorchen werden, wenn sie es nicht gewohnt sind, uns zu gehorchen?
Es steht außer Frage, dass Liebe und Zuneigung die Grundlage für eine biblische Kindererziehung bilden. Schließlich ist unsere greifbare menschliche Liebe die Brille, durch die unsere Kinder die bedingungslose Liebe ihres himmlischen Vaters kennenlernen. Doch die Bibel befiehlt Eltern ausdrücklich, eine bestimmte Sache zu tun:
»Zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn« (Eph 6,4b).
Den Kindern gibt er nur ein einziges Gebot: »Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht. ›Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren‹, das ist das erste Gebot mit einer Verheißung: ›damit es dir gut geht und du lange lebst auf Erden‹« (Eph 6,1–3). Wie können wir nur glauben, dass unsere Kinder, sobald sie erwachsen sind, Gott gehorchen werden, wenn sie es nicht gewohnt sind, uns zu gehorchen?
Wenn wir die Messlatte des Gehorsams für unsere Kinder heruntersetzen, verursachen wir dadurch nur zukünftiges Leid in ihrem Leben. Wir verhelfen ihnen dadurch nur zu einer mittelprächtigen Gottesbeziehung, wenn sie erwachsen sind. Gott stellt eine direkte Verbindung her zwischen dem Ehren der Eltern und dem eigenen Wohl. Freilich ist es genau dies, was wir alle für unsere Kinder wollen. Wenn wir als Eltern nicht darauf bestehen, dass unsere Kinder uns gehorchen und ehren, dann wird es ihnen nicht gutgehen. Schuld daran tragen wir.
J.C. Ryle hat es in The Duties of Parents (»Die Pflichten der Eltern«) so formuliert:
»Eltern, wollt ihr eure Kinder glücklich sehen? Dann gebt acht, dass ihr sie erzieht, zu gehorchen, wenn man mit ihnen spricht, und zu tun, was man ihnen sagt. . . Lehrt sie in jungen Jahren den Gehorsam, sonst werden sie ihr ganzes Leben lang gegen Gott aufbegehren und sich mit der eitlen Vorstellung aufreiben, sie könnten sich seiner Kontrolle entziehen. . . Ihr dürft euch nicht wundern, dass sich Erwachsene weigern, ihrem himmlischen Vater zu gehorchen, wenn ihr ihnen als Kindern erlaubt, ihrem irdischen Vater ungehorsam zu sein. Eltern, wenn ihr eure Kinder liebt, dann lasst den Gehorsam zu einem Motto und einer ständigen Mahnung vor ihren Augen werden.«
Im Haushalt Gottes ist sich der befähigte Hirte bewusst welchen Stellenwert der Gehorsam im Rahmen der Familie hat.
Leitest du deine Familie gut?
Hier sind ein paar Fragen, die dir dabei helfen, deine Leitungsfähigkeiten im Rahmen deiner Familie einzuschätzen:
- Genießt deine Familie den Ruf, eine geordnete Familie zu sein, deren Vater vorangeht?
Deine Frau mag zwar mehr Zeit mit euren Kindern verbringen als du, aber überlasse ihr nicht die ganze Erziehungsarbeit. Es ist deine Verantwortung, in deinen vier Wänden den Ton anzugeben. Bringe deinen Kindern bei, dass Gehorsam erwartet wird, dass der Respekt vor der Mutter nicht verhandelbar ist und dass Ungehorsam sichere Konsequenzen nach sich zieht. Zu viele christliche Väter delegieren die Kindererziehung an ihre Frauen und treten lediglich als Spielkamerad auf, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen, und schlagen dann die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sich die Kinder nicht benehmen. Lieber Vater, du bist das Haupt der Familie. Du bist vor Gott verantwortlich dafür, wie deine Kinder erzogen werden. Liebe deine Kinder, spiele mit ihnen, habe deine Freude an ihnen – aber trete nicht deine Rolle ab, die Leitung in ihrer Erziehung zu übernehmen. - Sind deine Kinder »unter Kontrolle«, indem sie gehorsam sind und Respekt zeigen?
Die Kinder eines Ältesten werden nicht perfekt sein, aber sie sollten auch nicht als wild gelten. Anhaltende Rebellion ist eine »Motorkontrollleuchte«, die den Vater darauf aufmerksam macht, dass es in seiner Leiterschaft zu einer Störung gekommen ist. »In der Gemeinde sollte der allgemeine Eindruck herrschen, dass der Mann seinen Haushalt im Griff hat«, sagte Chuck Gianotti. Älteste sollten in der Gemeinde ein starkes Vorbild für Vaterschaft sein und dabei die jüngeren Väter, die wahrscheinlich in einer giftigen Suppe aus verwirrenden und unbiblischen Erziehungsratschlägen schwimmen, gnädig anleiten. Sie müssen lernen, wie sie ihre Kinder in Übereinstimmung mit Gottes Wort erziehen können und sind dabei dringend auf dein Vorbild, deinen Rat und deine Geduld angewiesen.
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Tappst du manchmal in die Falle, deinen Kindern alles erklären zu wollen, bevor du von ihnen verlangst, zu gehorchen?Wenn unsere Kinder widersprechen oder nach dem Warum fragen, anstatt zu gehorchen, kann es leicht passieren, dass wir uns in eine Diskussion verwickeln lassen und denken: »Wenn ich mein Kind nur dazu bringen kann, meinen Standpunkt zu verstehen, dann wird es schließlich das tun, worum ich es bitte«. Aber das ist nur selten der Fall – und was noch schlimmer ist, die Angewohnheit, Kindern zu erlauben, zu widersprechen, untergräbt die Tugenden des Glaubens und des Gehorsams, die wir in ihnen fördern wollen. Ryle sagte: »Die Kindererziehung hat wenig Sinn, wenn man sie nicht zu vorbehaltlosem Vertrauen erzieht – dem Vertrauen in das Wort der Eltern, dem Vertrauen, dass das, was ihre Eltern sagen, richtig sein muss… sie mit dem Gedanken aufzuziehen, dass sie nichts auf Vertrauen geben dürfen, dass sie mit ihrem noch schwachen und unvollkommenen Verständnis bei jedem Schritt, den sie tun, stets das Warum und das Weshalb erklärt bekommen müssen, ist in der Tat ein furchtbarer Fehler, der wahrscheinlich die schlimmsten Auswirkungen auf ihren Verstand haben wird«. Wir wollen unsere Kinder nicht dahin bringen, Gott nur dann zu gehorchen, wenn sie alles verstehen. Manchmal müssen wir dieselbe Art von Glauben üben, den Abraham auf dem Berg Morija hatte, und das tun, was Gott befiehlt, auch wenn es für unseren begrenzten menschlichen Verstand keinen Sinn ergibt.
- Weist du deine Kinder zurecht, wenn sie sich auf Abwege begeben?
Chap Bettis drückte es folgendermaßen aus: »Der Aufseher soll treue Kinder haben, die weder wild noch ungehorsam sind. Im Gegensatz zu Eli oder David ergreift er Maßnahmen, um seine Kinder zurechtzuweisen (1Sam 3,13; 1Kön 1,6).« In anderen Worten: Es geht nicht nur darum, ob deine Kinder Unrecht tun (das werden sie nämlich!), sondern darum, wie du damit umgehst, wenn sie Unrecht tun. Kehrst du es unter den Teppich, indem du ihnen hilfst, es zu vertuschen oder tust du an ihnen einen Hirtendienst, um sie zur Buße zu bewegen? - Werden deine Kinder unterdrückt?
»Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht [zum Zorn], damit sie nicht unwillig werden!«, so lautet die Warnung in Kolosser 3,21. Wenn es einem Vater (insbesondere einem, der im Dienst steht) bei dem Gehorsam seiner Kinder mehr um seinen eigenen Ruf geht als um das Wohlergehen seiner Kinder, dann herrscht er mit eiserner Faust, und seine Kinder werden bitter und ihm aus Angst und nicht aus Respekt gehorchen. Regeln ohne Beziehung führen zu Rebellion. Deine Kinder müssen verstehen, dass du von ihnen Gehorsam erwartest, weil du sie liebst, und nicht, weil du sie brauchst, um dich gut aussehen zu lassen. - Bist du ein Ehemann und Vater, der anwesend ist und sich Zeit für die Familie nimmt?
Deine erste Priorität im Dienst gilt deiner eigenen Familie. Schließlich ist es schwierig, deinem Haus vorzustehen, wenn du kaum anwesend bist. Wenn du mit den Christen in deinen eigenen vier Wänden keine Zeit verbringst und sie zu Jüngern machst, wie kannst du es dann rechtfertigen, Zeit mit anderen Christen zu verbringen und diese zu disziplinieren? »Ich kenne viele, die einen Gemeindeleiter zum Vater hatten. Die Väter liebten die Gemeindeglieder und verbrachten Zeit mit ihnen, doch nicht mit ihren eigenen Familien«, sagte Chuck Gianotti. »Dies führte oft zur Verbitterung. Die Verpflichtung zu geistlicher Leiterschaft rechtfertigt keine unentwegte Abwesenheit zuhause.«