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Falsches vs. echtes Evangelium

Das wahre Evangelium ist kein Aufruf zur Selbstverwirklichung, sondern zur Selbstverleugnung. Deshalb widerspricht es dem heutigen evangelikalen Evangelium, das Jesus als nützlichen Dienstleistungsanbieter darstellt. Einfach an der Wunderlampe reiben, dann kommt er sofort heraus und sagt, dass du alles bekommst, was du dir wünschst. Du gibst ihm deinen Wunschzettel und er liefert sofort. 
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Falsches vs. echtes Evangelium
Lesezeit: 11 Minuten

Die wichtigste Aufgabe erfolgreicher Verkaufsförderung besteht darin, den Kunden genau das anzubieten, was sie haben wollen. Wenn sie größere Hamburger haben wollen, dann machen wir die Hamburger eben größer. Limonade in sechs fruchtigen Geschmacksrichtungen in Designerflaschen? Kein Problem! Minivans mit zehn Becherhaltern? Ok, machen wir zwanzig. Man muss den Kunden ja schließlich zufrieden stellen. Wenn man ein Geschäft aufbauen und die Konkurrenz übertrumpfen will, müssen Produkt und Botschaft eben den Wünschen der Verbraucher angepasst werden. Genau diese Anpassung an die Wünsche der Verbraucher hat heute auch die christliche Gemeinde infiltriert. Ist dir der Gottesdienst zu lang? Dann machen wir ihn kürzer! Ein Pastor garantiert sogar, dass er nie länger als sieben Minuten predigt. Oder ist der Gottesdienst für deinen Geschmack zu förmlich? Dann komm nächstes Mal im Jogginganzug! Zu langweilig? Na, dann warte einmal ab, was unsere Band zu bieten hat! 

Und wenn die Botschaft zu konfrontativ, urteilend, exklusiv, beängstigend oder schwierig ist oder irgendwie sonst nicht deinem Geschmack entspricht, sind Gemeinden überall eifrig bemüht, die Verkündigung deinen Wünschen anzupassen, damit du dich dort so richtig wohl fühlst. Diese neue Version des Christentums macht dich zu einem Partner im Team, zu einem Designberater in Sachen Gemeindeleben, und beseitigt die altmodische Autorität, das Gerede über Schuld, Pflichterfüllung und unbeugsame Moralmaßstäbe. Eine Ortsgemeinde versprach in ihrem Postwurfprospekt kürzlich eine »gemütliche, entspannende, ungezwungene Atmosphäre« und »super Musik von unserer Band« und versicherte obendrein, dass alle Besucher, »ob Sie’s glauben oder nicht, sogar Spaß haben« werden. Das klingt doch alles einfach großartig – jedenfalls für eine gemütliche Kneipe. Aber wer behauptet, zum Evangelium Jesu einzuladen und dabei so etwas in den Vordergrund stellt, lädt zu einer Lüge ein. 

Das ist ein kundenzentriertes Christentum, ein Christentum »light«. Beim Versuch, das biblische Evangelium attraktiver und beliebter zu machen, wird es verdreht, verwässert und falsch erklärt. Es geht die Kehle runter wie Öl und liegt nicht schwer im Magen. Es ist anscheinend Balsam für die Seele und kitzelt in den Ohren; es ist genau auf deine Vorlieben zugeschnitten. Aber dieses Evangelium »light« wird dich niemals mit dem wahren, rettenden Evangelium von Jesus Christus sättigen, weil es nicht von Gott, sondern von Menschen entworfen wurde. Es ist leer und wertlos. Es ist sogar noch schlimmer als wertlos, weil diese Light-Version den Eindruck vermittelt, man würde das echte Evangelium hören und vor dem ewigen Gericht gerettet, aber in Wirklichkeit wird man dadurch auf tragische Weise irregeführt.

Das falsche Evangelium der Selbstachtung

Das wahre Evangelium ist kein Aufruf zur Selbstverwirklichung, sondern zur Selbstverleugnung. Deshalb widerspricht es dem heutigen evangelikalen Evangelium, das Jesus als nützlichen Dienstleistungsanbieter darstellt. Einfach an der Wunderlampe reiben, dann kommt er sofort heraus und sagt, dass du alles bekommst, was du dir wünschst. Du gibst ihm deinen Wunschzettel und er liefert sofort. Die Verteidigung des wahren Evangeliums hat mich in ernste Gegnerschaft zu Leuten gebracht, die die Bibel nicht ernst nehmen wollen. Ich betone immer, dass die Gläubigen der Grace Church, wo ich als Hirte diene, von Herzen bereit sein müssen, sich dem Wort Gottes unterzuordnen. Denn das Wort Gottes ist genau die Botschaft, die sie bekommen werden, ungeschminkt und unverfälscht und jedes Mal, wenn sie den Gemeindesaal betreten. Wer nicht bereit ist, sich solchen harten Wahrheiten zu stellen wie Sündenerkenntnis und Selbstverleugnung und sich auf die anspruchsvolle Nachfolge Christi einzulassen, wird nicht sehr lange bei uns bleiben.

Einige Evangelikale behaupten, Jesus wolle nur, dass es uns gut geht. Und wenn es dir nicht gut geht, dann liegt das daran, dass du deinen geistlichen Lottoschein nicht abgegeben hast. Wenn du nicht reich bist, dann deshalb, weil du es nicht eingefordert hast. Jesus will dich von Schulden befreien, und wenn du dem Fernsehevangelisten genug Geld schickst, wird dieser Glaubensakt dich vom Schulden-Dämon befreien. Deine Errettung durch Christus ist eine Garantie für Gesundheit, Reichtum, Wohlstand und Glück. Solche Evangelikale, die mit psychologischem Geschick den Menschen in den Mittelpunkt stellen, sagen: Jesus gibt dir Frieden. Jesus gibt dir Freude. Jesus macht dich erfolgreich im Beruf. Jesus hilft dir, beim Fußball mehr Tore zu schießen. Jesus will wirklich, dass du besser von dir selbst denkst. Er will dein Selbstbild polieren. Er will dein negatives Denken stoppen.

In der neuen Selbstwert-Reformation muss als erstes Gott von seinem hoch erhabenen Platz herabgesetzt werden, damit man sich dann selbst erhöhen kann. Jede Theologie, die Gott erhöht, muss durch eine den Menschen erhöhende Selbstwert-Psychologie ersetzt werden. Dazu müssen Bibel und Evangelium umgeschrieben oder uminterpretiert werden, was dem großartigen Zweck dienen soll, dass Menschen besser von sich selbst denken, damit sie ihre Träume wahr machen und ihre Visionen verwirklichen können.

In den Händen von »besucherfreundlichen« Gemeindeleitern hat sich das Christentum von einer Selbstverleugnungs- zu einer Selbstverwirklichungs-Bewegung entwickelt. Früher hieß es: »Du musst alles aufgeben«, heute heißt es: »Du bekommst alles, was du willst.« Diese Gemeindeleiter haben die göttliche Absicht des Evangeliums prostituiert. Sie haben Gottes Herrlichkeit ersetzt durch die Befriedigung des Menschen. Sie haben das Konzept der Hingabe unseres Lebens zur Ehre Christi eingetauscht gegen die Lehre, dass Christus uns ehrt. Unsere Unterwerfung unter seinen Willen wird ersetzt durch seine Unterwerfung unter unseren Willen. Da die Menschen das wahre Evangelium normalerweise ablehnen, haben die modernen Evangelikalen die Botschaft einfach abgeändert. 

Ein gottesfürchtiger Autor formulierte dies bereits vor vielen Jahrhunderten in einem Gebet: 

»Herr, der du hoch und erhaben bist, sanftmütig und demütig, lass mich diesen scheinbaren Widerspruch lernen, dass der Weg nach unten der Weg nach oben ist, dass Erniedrigung Aufrichtung bedeutet, dass das zerbrochene Herz das geheilte Herz ist, dass der bußfertige Geist der jubelnde Geist ist, dass die bereuende Seele die siegreiche Seele ist, dass nichts haben bedeutet, alles zu besitzen, dass das Kreuz zu tragen ist wie eine Krone auf dem Haupt, dass Geben gleich Empfangen ist. Lass mich dein Licht finden in meiner Dunkelheit, deine Freude in meiner Traurigkeit, deine Gnade in meiner Sünde, deine Reichtümer in meiner Armut, deine Herrlichkeit in meinem Dunkel, dein Leben in meinem Tod.«

»Dein Leben in meinem Tod« – das ist das wahre Evangelium. Jesus sagte es unmissverständlich und ohne Wenn und Aber:

»Wenn jemand mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach. Denn wer irgend sein Leben erretten will, wird es verlieren; wer aber irgend sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden« (Mt 16,24–25).

Es geht nicht darum, mich zu erhöhen, sondern mich zu töten. Das Seelenheil ist der Tod des Selbst. Man gewinnt, indem man verliert. Man lebt, indem man stirbt. Und das ist die zentrale Botschaft des Evangeliums. Das ist das Wesen der Jüngerschaft. Diese Bibelstelle sagt weder etwas von einer Verbesserung des Selbstwertgefühls, noch von Reichtum und Erfolg, noch von einer guten Einstellung zu sich selbst, noch von Befriedigung unserer Bedürfnisse. Doch das ist es, was heute in so vielen Gemeinden gepredigt wird, um die Wahrheit zu versüßen. 

Wer hat nun Recht? Heißt die Botschaft des Christentums Selbstverwirklichung oder Selbstverleugnung? Beides kann nicht sein. Wäre das nur Ansichtssache, würde ich mein Leben leben und du deins, und wir würden beide zufrieden in verschiedene Richtungen unseres Weges ziehen. Aber Christentum, das echte Evangelium Jesu Christi, ist keine Ansichtssache. Es ist eine Frage der Wahrheit. Es kommt überhaupt nicht darauf an, was du willst, was ich will, oder was sonst jemand will. Das Evangelium bleibt, was es ist – durch Gottes souveränen Willen.

Die harten Worte Jesu

Für mich ist es unerklärlich, wie die Anhänger der »Light«- Version des Christentums ihre Auffassung von Religion mit den Lehren Jesu in Einklang bringen, oder wie sie unverblümt ignorieren können, was er sagte. Doch die für uns alle einzig akzeptable Herangehensweise ist die, unseren Herrn bei seinem Wort zu nehmen, und zwar anhand der einzigen Wahrheitsquelle für jeden echten Christen: dem offenbarten Wort Gottes, der Bibel. Lesen wir also dort nach. 

Lukas 9 dringt zum Kern der Frage vor, worum es beim Christsein geht. Jesus sprach hier mit seinen Jüngern unmittelbar nach der wundersamen Speisung der Fünftausend, die gekommen waren, um ihn zu hören. Mit einem einzigen bescheidenen Korb von Broten und Fischen hatte er die Menge gesättigt. In Lukas 9,23–26 lesen wir: 

»Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme täglich sein Kreuz auf und folge mir nach. Denn wer irgend sein Leben erretten will, wird es verlieren; wer aber irgend sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es erretten. Denn was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst aber verliert oder einbüßt? Denn wer irgend sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommt in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel.«

Es ist also ganz einfach: Jeder, der Jesus ins Reich Gottes folgen will – also jeder, der ein Christ sein will – muss sich drei Geboten stellen: 1.) sich selbst verleugnen, 2.) sein Kreuz täglich auf sich nehmen und 3.) ihm nachfolgen. Diese Worte sind schwer zu glauben. Sie sind nicht verbraucherorientiert oder besucherfreundlich. »Christsein-Light« gibt es hier nicht. Auch handelt es sich hier weder um eine unklare Bibelstelle noch einen Widerspruch zu anderen Lehren Jesu. Es sind Prinzipien, die er während seines Wirkens ständig lehrte und wiederholte, immer und immer wieder in allen möglichen Situationen. 

Das ist nichts Neues. Als Martin Luther 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte und so die Reformation auslöste, erklärte er in der vierten These, dass Errettung Selbsthass erfordert. Er schrieb, dass »der Hass gegen sich selbst – das ist die wahre Herzensbuße – bestehen bleibt, also bis zum Eingang ins Himmelreich«. Das ursprüngliche griechische Wort für »verleugnen« bedeutet »sich weigern, sich mit einer Sache zu verbinden oder mit einer Sache zu tun zu haben.« Der Gedanke dahinter besagt, dass jemand, der ein Jünger Christi sein und Vergebung und ewiges Leben empfangen will, sich weigern muss, mit sich selbst etwas zu tun zu haben! Du hast dein sündiges Ich satt und willst nichts mehr mit dir zu tun haben. Und das schließt möglicherweise nicht nur dich selbst ein, sondern auch deine Familie.

Jesus als Retter und Herr

In Matthäus 10,32 spricht Jesus davon, ihn als Herrn und Retter zu bekennen:

»Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist.«

Und weiter in den Versen 34–36:

»Denkt nicht, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und des Menschen Feinde werden seine Hausgenossen sein.«

Das ist keine freundliche Einladung, sondern eine Warnung: Wenn du zu Jesus kommst, kann das deine Familiensituation verschlechtern statt verbessern. Das kann ein Sprengstoff für deine Familie sein, wie du es bisher noch nie erlebt hast. Wenn du dein Leben Jesus Christus gibst, wird das eine unüberwindbare Kluft aufreißen zwischen dir und denen, die ihm nicht ihr Leben geben. Es ist tatsächlich so, wie mir der Hindu-New-Age-Mystiker Deepak Chopra einmal in einer Fernsehsendung sagte: »Sie und ich, wir sind in zwei verschiedenen Universen.« Ich antwortete ihm, er habe völlig Recht. Und das gilt nicht nur für Fremde, sondern auch für Familienangehörige, denn dieser Unterschied verursacht einen Bruch in diesen persönlichsten aller Beziehungen. 

Vers 37 fügt hinzu: »Wer Vater oder Mutter mehr lieb hat als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr lieb hat als mich, ist meiner nicht würdig.« Wenn wir nicht bereit sind, den Preis einer ständigen Familienspaltung zu zahlen (sofern unsere Lieben nicht zu Christus kommen), wenn wir nicht bereit sind, den Preis von traumatischen Erlebnissen, Konflikten und Trübsalen in unserer Familie zu zahlen – dann sind wir nicht würdig, Jesu Jünger zu sein. 

Vers 38: »Und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.« Moment mal! In der Zeit Jesu dachten die Leute beim Wort »Kreuz« an eine einzige Sache: das Kreuz war ein Tötungsinstrument. Der Herr sagte also: Wir sind seiner nicht würdig, wenn wir nicht bereit sind, mit der Welt in solchem Maße in Konflikt zu stehen, dass es uns das Leben kosten kann. 

Vers 39: »Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.« Das ist quasi ein Echo aus Lukas 9. Wir sollen unser Leben verlieren. Das ist keine Theologie mit dem Menschen im Mittelpunkt. Das ist eine Theologie mit Christus als Zentrum, die besagt: »Ich gebe Christus alles, egal zu welchem Preis, selbst wenn es mich mein Leben kostet.«

Das wahre Evangelium der Bibel

Das ist eine Grundwahrheit des Christentums, die in der Bibel wiederholt bestätigt wird. Jesus sagte dieselbe Wahrheit auf vielerlei Weise. Er erklärte sie bei der Begebenheit mit dem reichen Jüngling. In Markus 10,17 kam der junge Mann zu Jesus, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: »Guter Lehrer, was soll ich tun, um ewiges Leben zu erben?« 

Was für eine Gelegenheit für persönliche Evangelisation! Jesus hätte sagen können: »Sprich dieses Gebet!«, oder: »Entscheide dich, mich anzunehmen!« Aber das tat er nicht. Stattdessen konfrontierte er den jungen Mann mit der Realität der Sünde, um aufzudecken, ob er wirklich von seiner Gottlosigkeit überführt war und seine Sünden bereute. Jesus nannte ihm einige der Zehn Gebote als Beispiele von Gottes Gesetz, das der junge Mann gebrochen hatte. Doch der junge Mann wies jeden Gedanken an Sündhaftigkeit und Buße von sich und prahlte stattdessen, er habe die Zehn Gebote sein ganzes Leben lang gehalten. Er dachte, er sei ein perfekter Kandidat für das ewige Leben. Er bekam jedoch eine Antwort, mit der er nicht gerechnet hatte.

In Vers 21 sagt Jesus: »Geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach!« Jesus zeigte ihm seine Selbstgerechtigkeit und deckte dann auch noch seine Geldliebe auf. Der reiche Jüngling wollte wissen, wie er ewiges Leben haben könne. Aber Jesus erklärte ihm, dass er dafür seine eingebildete Selbstgerechtigkeit aufgeben und sich eingestehen muss, dass er ein unwürdiger, elender Sünder ist. Und er musste bereit sein, sich dem Herrn Jesus zu unterwerfen, selbst wenn dies bedeutete, dass er seinen ganzen irdischen Besitz aufgeben musste. Das war zwar nicht das, was er erwartete, aber die Voraussetzung für ewiges Leben ist die Bereitschaft, alles aufzugeben, wenn Jesus es verlangt. 

Der junge Mann tat weder das eine noch das andere: Weder gab er seine Sünde zu noch verleugnete er sich selbst. Vers 22 berichtet: »Er aber wurde traurig über das Wort und ging betrübt hinweg, denn er hatte viele Besitztümer.« Er entschied sich, lieber am Betrug der Selbstgerechtigkeit festzuhalten und lieber sein Geld und seinen Besitz zu behalten, als Jesus zu haben. Er hatte kein Interesse an Selbstverleugnung, Selbstaufopferung oder Gehorsam. Deshalb war er nicht würdig, Jesu Jünger zu sein, und er selbst verschloss sich die Tür zum Reich des Heils. 

Jeder von uns kennt jemanden wie den reichen Jüngling: anmaßend, selbstsicher und von seinen eigenen guten Taten und Eigenschaften überzeugt, der das christliche Heil daher einfach als eines von vielen Zielen ansieht, das es durch Leistung, Fähigkeiten, Geld und Einfluss zu erreichen gilt. Die Bibel sagt jedoch, dass es so nicht funktioniert. Das Ziel ist recht ungewohnt: Es ist das schmerzliche Eingeständnis der Sünde, Gehorsam und Opferbereitschaft. Wenn wir nicht bereit sind, uns von unseren Familien zu trennen, uns von der Welt zu verabschieden und materiellen Besitz fahren zu lassen, ist uns Jesus nicht genug wert. Das Evangelium ist eine »Alles-oder- Nichts«-Forderung.

Die Kosten der Nachfolge

Bei der Nachfolge Jesu geht es nicht um dich und mich. Beim Christsein geht es nicht um uns; es geht nicht um unser Selbstwertgefühl. Nachfolge Jesu bedeutet, dass wir unsere Sünde satt haben und auf die Vergebung hoffen. Sie bedeutet, Christus als unschätzbaren Retter von Sünde, Tod und Hölle anzusehen. Dann werden wir bereitwillig alles aufgeben, selbst wenn es uns um unsere Familien, unsere Ehen und um alles bringt, was wir lieben und besitzen. 

Es kann uns sogar das Leben kosten, wie Jesus in Lukas 9,24 gesagt und in Lukas 14,27 bestätigt hat: »Wer nicht sein Kreuz trägt«, d. h. bereit ist, zu sterben und sein Leben zu geben, »und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein.« 

Deutlicher kann es gar nicht gesagt werden. Wenn du versuchst, an dir selbst, deinen Plänen, deinem Erfolg, deinem Selbstwert festzuhalten, wirst du die Vergebung und den Himmel verpassen. 

In Johannes 12,24 sagte Jesus:

»Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.« Anders ausgedrückt: »Wenn du mir nachfolgen und Frucht bringen willst, wird es dich dein Leben kosten. Du wirst sterben müssen.« Vers 25: »Wer sein Leben lieb hat, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren.«

Der Weg, auf dem Jesus ging, war ein Weg, der zu Verfolgung und Tod führte. Du willst also Jesus nachfolgen? Es wird dich absolut alles kosten. Vielleicht nimmt der Herr nicht dein Leben. Er nimmt dir vielleicht nicht dein ganzes Geld. Er nimmt dir vielleicht nicht deine Familie oder deinen Ehepartner. Er nimmt dir vielleicht nicht deinen Arbeitsplatz. Aber du musst bereit sein, all dies aufzugeben, wenn er es verlangt. Du musst so verzweifelt sein, dass du dich, koste es, was es wolle, an Christus klammerst. 

Wenn du dem Herrn Jesus in den Himmel folgen willst, ist hier die Botschaft dazu: Verleugne dich selbst, nimm dein Kreuz auf und folge ihm nach. Hört man solche Aussagen in der heutigen Evangeliumsverkündigung? Hört man das bei den großen Evangelisationskampagnen? Haben wir jemals erlebt, dass jemand vor einer Menschenmenge stand und sagte: »Wenn du Christ werden willst, dann töte dich! Weigere dich, länger mit dir selbst zu tun zu haben! Lehne alles ab, was dein Ich verlangt, begehrt und erhofft! Sei bereit, um Christi willen zu sterben, wenn nötig! Und lebe als Sklave Jesu Christi, unterwirf dich ihm in Gehorsam!« Eine solche Botschaft verkauft sich einfach nicht! Das ist kein geschicktes Marketing. 

Das ist eine Botschaft, die schwer zu glauben ist, denn Selbstverleugnung ist schwer. Aber es ist die Wahrheit!

Schlussfolgerung

Viele wohlmeinende Gemeinden und Pastoren geben sich redlich Mühe, um die unbequemen Lehren Jesu zu umgehen. Nicht aus Bosheit oder Arglist oder weil sie Leute betrügen wollen, sondern weil es einfach Spaß macht, gute Nachrichten zu bringen, aber eine harte Botschaft peinlich ist. Harte Worte können bestürzend und beschämend sein und es ist schwer, den Leuten dabei in die Augen zu schauen. Christen wissen oft nicht, wie sie die harten Aussagen Jesu interpretieren und weitersagen sollen und deshalb überspringen sie sie einfach. Aber nur die halbe Botschaft zu überbringen, ist fast noch schlimmer, als überhaupt nichts zu sagen. Alles, was Jesus zu sagen hat, ist wichtig. Es ist nicht unsere Entscheidung, was wir davon weitergeben und was wir unter den Tisch fallen lassen können. 

Ich bete, dass dieses Buch dem Leser verstehen hilft, dass die richtige Einladung zum Christentum diejenige ist, die vollständig und transparent ist. Das Verschweigen der Wahrheit nützt nichts, sondern richtet unermesslichen Schaden an. Und es gibt Wege, wie wir den vollen Umfang des Evangeliums einsetzen können, um eine kraftvolle, überzeugende, evangelikale Botschaft zu verkündigen, die der Herr segnen wird.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch »Das Evangelium: Eine Zumutung« von John MacArthur.

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