Als Älteste einer Gemeinde durch unvermeidbare Konflikte navigieren

Wenn wir in einer perfekten Welt lebten, dann gäbe es keine Konflikte. Da wir aber nun einmal in einer Welt leben, die von Sünde durchsetzt ist, wird es immer wieder zu Konflikten kommen – auch im Ältestenteam einer Gemeinde. Aber wie geht man mit solch einem Konflikt um?
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Durch Konflikte navigieren Älteste in der Gemeinde
Lesezeit: 5 Minuten

Konflikte als Älteste einer Gemeinde

Wenn wir in einer perfekten Welt lebten, dann gäbe es keine Konflikte. Da wir aber nun einmal in einer Welt leben, die von Sünde durchsetzt ist, wird es immer wieder zu Konflikten kommen – auch im Ältestenteam einer Gemeinde.

Ein Konflikt kann dadurch auftreten, dass sich ein schwarzes Schaf in die Gruppe der Ältesten eingeschlichen hat, das sich als Engel des Lichts verkleidet hat und als Instrument des Teufels für Unruhe sorgt oder die Gemeinde in die Irre führen will. Viel häufiger werden Konflikte aber durch die Unterschiedlichkeit der Leiter ausgelöst.

Konflikte können aus folgenden Gründen auftreten:

– Unreife Charakterzüge
– Unterschiedliche Persönlichkeiten
– Unterschiedliche Hintergründe
– Unterschiedliche Meinungen
– Unterschiedliche Perspektiven

Nicht alle Ältesten sind gleich reif oder gleich klar in ihren Lehrüberzeugungen. Manche Ältesten haben es gelernt, in einer Gruppe von unterschiedlichen Menschen zu arbeiten, manche nicht. Unterschiedliche Persönlichkeiten treffen aufeinander. Der eine Älteste blickt eher pessimistisch in die Zukunft, der andere sieht der Zukunft optimistischer entgegen.

Es gibt streng ermahnende Älteste und eher barmherzige und nachsichtige Älteste. Für den einen ist der andere zu harsch, für den anderen ist der erste wiederum zu schwach. Der eine Älteste ist eher vorsichtig, während der andere risikofreudiger ist. Der eine nennt es Glauben, der andere nennt es Rücksichtslosigkeit. Einer ist lösungsorientiert und der andere braucht länger, um Entscheidungen zu treffen.

Grundsätzlich gilt: Je reifer das Leitungsteam ist, umso mehr erkennen sie diese Vielfalt als Gottes Geschenk an. Sollte es trotzdem zu einem unvermeidbaren Konflikt kommen, so sollten folgende drei vorbereitende Schritte durchlaufen werden, damit ein Konflikt nicht ausufert.

 

Drei vorbereitende Schritte, damit der Konflikt nicht ausufert

1. Alle Probleme müssen klar und deutlich auf den Tisch.

Älteste müssen ehrlich und offen miteinander kommunizieren. Alle Personen werden herausgefordert, denn alle müssen ihre Sichtweise der Dinge schildern. Wenn es sich um ernste Leitungsfragen und nicht um ein Problem zwischen zwei Ältesten handelt, muss die Frage im Beisein aller geklärt werden. Dies wird einige Spannungen und Auseinandersetzungen verursachen. Dennoch sollten sie im Gespräch bleiben, die Spannung aushalten und den Prozess nicht abbrechen. Denn die Einheit der Gemeinde steht auf dem Spiel.

2. Beschließt, die Mühsal des Konflikts gemeinsam anzunehmen.

In Jakobus 1,2-4 lernen wir, dass der Herr uns durch Bedrängnis führt, um Ausdauer zu bewirken. Dies gilt auch für die Konflikte im Leitungskreis. Somit sollten Älteste auch nicht vor Konflikten davonlaufen, denn Gott nutzt sie, um sie zu schleifen und in der Heiligung wachsen zu lassen. Gerade im Umgang mit einem internen Konflikt können Älteste der Gemeinde vorleben, was es bedeutet, alles im Glauben aus Gottes Hand anzunehmen.

3. Betet füreinander und um eine gute Lösung.

In Philipper 1,9-10 betet Paulus um Einheit in der Gemeinde, weil er weiß, dass nur Gott sie bewirken kann. Wenn die Ältesten füreinander beten, bewahrt es sie davor, die anderen als Gegner oder als Feinde zu betrachten. Wenn diese vorbereitenden Schritte befolgt wurden, folgen acht Prinzipien zur Konfliktlösung im Leiterteam.

Acht Prinzipien zur Konfliktlösung

1. Resultiert der Konflikt aus einem unterschiedlichen Verständnis von biblischen Wahrheiten oder handelt es sich lediglich um persönliche Vorlieben?

Wenn es ein klares und einfaches Prinzip in der Schrift gibt, dann können alle Ältesten die relevanten Stellen studieren und zu einem einheitlichen Ergebnis kommen. Wie erkennt man, ob es sich um ein biblisches Mandat oder eine persönliche Vorliebe handelt? Folgende vier Punkte sollten durchlaufen werden:

  • Gibt es ein klares Prinzip (eine klare Stelle) in der Schrift, die diese Frage explizit behandelt?
  • Werden Prinzipien impliziert? Dies können auch Illustrationen aus dem AT sein. Wir können eine Menge daraus lernen, wie Gott mit dem Volk Israel umgegangen ist und es auf unser Leben anwenden.
  • Wenn es weder explizite noch implizite Prinzipien gibt, kann das Problem aus den unterschiedlichen Gewissen der Leiter hervorgegangen sein. In Römer 14 beschreibt Paulus das Phänomen von stärkeren und schwächeren Gewissen. Dies kann auch bei Ältesten auftreten.
  • Ebenso können sich die Ältesten zwar in dem biblischen Prinzip einig sein, sich aber in ihrer Vorstellung über die Anwendung dieses Prinzips unterscheiden.

Jeder Älteste hat unterschiedliche Begabungen von Gott bekommen. Je nachdem, um welche Frage es sich handelt, sollten besonders die Ältesten hervortreten, die entweder eine besondere Begabung in diesem Bereich haben oder Erfahrung und Weisheit zu diesem Thema mitbringen.

Wenn es nicht ganz eindeutig ist, ob es sich um ein biblisches Prinzip oder nur um eine Vorliebe handelt, dann sollten die Ältesten mit einer Entscheidung warten und beten und weiterhin im Gespräch bleiben, bis Gott eine Antwort schenkt.

Wenn eine Entscheidung getroffen werden muss, werden nicht immer alle Ältesten einverstanden sein. Sollte die eigene Meinung anders ausfallen, so muss man die Entscheidung der Mehrheit in Demut und Freude mittragen und die Gemeinde, ganz besonders die eigene Frau, gleichermaßen in die beschlossene Richtung mitleiten.

2. Erinnert einander an die Frucht, die Gott trotz des Konflikts hervorbringt.

Man kann schnell dahin kommen, das Ziel aus den Augen zu verlieren und die ganze Arbeit zu ignorieren, weil man nur noch den Konflikt vor Augen hat. Paulus verweist in seinen Briefen immer auf das Gesamtbild. Selbst als er Euodia und Syntyche zurechtweisen muss, erinnert er sie an das Evangelium und an das Reich Gottes, für das sie arbeiten (Phil 4,2-3). Sich an den großen Auftrag Gottes zu erinnern, hebt die Stimmung und beruhigt die Gemüter.

3. Jeder, der am Konflikt beteiligt ist, muss auch an einer Lösung mitarbeiten.

Wenn alle an einer Lösung mitarbeiten, dann zwingt das jeden dazu, sich selbst zu überprüfen; vor allem dann, wenn man dazu tendiert, nur die Probleme zu sehen, aber keine Lösungen anzubieten. Außerdem können dann die unterschiedlichen Gaben der einzelnen Ältesten in dieser Situation zum Einsatz kommen. Wenn alle Ältesten an der Lösung beteiligt sind, übernehmen alle Ältesten Verantwortung für die Lösung und auch für jeden Schritt des Prozesses.


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4. Die Ältesten fassen ihre Ergebnisse zusammen und formulieren klare und messbare Ziele, um sie vereint der Gemeinde mitteilen zu können.

Die Vorteile einer solchen Herangehensweise sind:

  • Es sorgt dafür, dass die Ziele der Entscheidung umgesetzt werden.
  • Es sorgt dafür, dass die Prinzipien hinter der Entscheidung klarer artikuliert werden, als sie es vielleicht vorher waren.
  • Es sorgt dafür, dass die Leiter einander und auch die Gemeinde lieben, indem sie sorgsam miteinander kommunizieren, um sicherzugehen, dass alle die Entscheidung und die Prinzipien dahinter verstanden haben.

5. Älteste sollten mitfühlend sein, statt Zynismus zu fördern.

Konfliktsituationen rufen einen gewissen Schmerz in der Gemeinde hervor; besonders dann, wenn Geschwister unter Gemeindezucht stehen oder die Gemeinde verlassen. Das Mitempfinden der Ältesten zeigt das Pastoralherz und den Schmerz des Hirten über jedes abirrende Schaf. Älteste sollten für diejenigen beten, die sie verletzt haben und um Gottes Gnade für sie bitten und nicht eine „Ein Glück, dass ich den los bin!“-Einstellung haben.

6. Älteste sollten den Mut, die Kraft und den Glauben haben, um den Irrenden zu zurechtzuweisen.

Laut 1. Timotheus 5,20 ist es die Verantwortung der Ältesten, die Geschwister zurechtzuweisen, die sündigen. Matthäus 18 zufolge ist die Zurechtweisung ein Liebesdienst, der von jedem Kind Gottes gefordert wird.

7. Leiter sollten weiterhin zugänglich bleiben (1Thess 2,7; 1Pet 5,2)

Leiter können zugänglich bleiben, indem sie mit den Schafen Zeit verbringen. Dabei müssen sie jedoch vorsichtig sein, nicht die Last der Entscheidung auf die Schafe zu übertragen, indem sie zu viele Informationen preisgeben. Allerdings sollten die Schafe dennoch einige Informationen haben, denn das sind sie ihnen schuldig. Welche Informationen weitergegeben werden dürfen, muss nach dem Prinzip der Weisheit entschieden werden. Wenn nicht mehr Informationen geliefert werden können, müssen die Schafe dahin geführt werden, dem Herrn zu vertrauen, denn er führt alles – auch die Entscheidung der Ältesten in dieser Frage.

Nach welchem Prinzip können den Geschwistern der Gemeinde Informationen mitgeteilt werden? Wenn wir Informationen wie eine Bürde betrachten, die getragen werden muss, dann muss ein Ältester sich die Frage stellen: Kann diese Person diese Bürde tragen oder wird sie sich aufgrund dieser Bürde versündigen? Wird ihr geistliches Leben durch diese Bürde negativ beeinflusst? Um das entscheiden zu können, müssen die Ältesten ihre Schafe gut kennen.

8. Bildet gute und gottesfürchtige Älteste aus, um gute und gottesfürchtige Treffen zu haben (2Tim 2,2)

Das letzte Prinzip ist ein Prinzip für die Zukunft. Es hilft jetzt noch nicht direkt, aber wenn man Konflikte in Zukunft vermeiden oder reduzieren will, dann sollte dieser Gedanke immer im Fokus sein.

Es braucht Zeit, aus einer unreifen Leiterschaft zu einer reifen Leiterschaft zu werden. Je früher und je intensiver sich Älteste darum bemühen, die nächste Generation von Ältesten auszubilden und zu einem guten Team zusammenwachsen zu lassen, umso besser werden diese in der Zukunft mit Konflikten umgehen können.

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