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Die Freiheit der Frau unter männlicher Leiterschaft

Das biblische Frauenbild würde mancher nicht mit dem Wort »Freiheit« in Verbindung bringen. Der sogenannte Komplementarismus wird gerne als »patriarchalisch« geprägt abgetan. Dabei hält hier die männliche Gemeindeleitung der Frau den Rücken frei, um dem Herrn zu dienen. Von dieser Last befreit, kann sie ihre Geistesgaben auf fast jede erdenkliche Weise ausüben. Wir tun gut daran, an Gottes Plan für Mann und Frau festzuhalten - besonders in der Gemeinde.
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Lesezeit: 5 Minuten

Im letzten Artikel dieser Serie ging es um den wachsenden Trend zum Egalitarismus, um das Wesen von christlicher Leiterschaft und darum, was das alles für Frauen in der Gemeinde bedeutet.

Nur wenige Tage später machte die Southern Baptist Convention in den Vereinigten Staaten landesweit Schlagzeilen, als sie einen formellen Beschluss zum Verbot von Pastorinnen ablehnte.  Auf den ersten Blick schien die Ablehnung dieses Verbots wie ein Schritt in Richtung Egalitarismus. Doch interessanterweise fasste die Associated Press den Sachverhalt folgendermaßen zusammen:

»Mit knapper Mehrheit lehnten die südlichen Baptisten am Mittwoch einen Beschlussentwurf ab, der vorsah, einen Ausschluss von Gemeinden mit Pastorinnen verfassungsmäßig zu verankern. Es kam zur Ablehnung des Entwurfes, nachdem die Gegner eines solchen Verbots argumentiert hatten, dass es überflüssig sei, da die Denomination bereits über eine Möglichkeit verfüge, solche Gemeinden auszuschließen. Die Maßnahme wurde zwar von 61 Prozent der Delegierten unterstützt, doch sie erreichte nicht die erforderliche qualifizierte Zweidrittelmehrheit. Damit wurde ein vorläufiges Votum vom letzten Jahr zugunsten eines offiziellen Verbots rückgängig gemacht. Selbst die Gegner des Verbots sagten, dass sie diese Glaubensgrundlage befürworteten, es aber nicht für nötig hielten, diesen Aspekt in der Verfassung zu bekräftigen.«

Deine Prägung

Dennoch sorgte diese Nachricht für zusätzliche Aufregung in der ohnehin schon angeheizten Debatte über Geschlechterrollen in der Gemeinde. Verfechterinnen des Egalitarismus glauben, dass ein Verbot von Frauen in der Gemeindeleitung sie daran hindert, Gott ganz zu dienen und ihre Geistesgaben voll auszuüben. Sie legen 1. Korinther 14,34–35 und 1. Timotheus 2,11–12 kulturell aus. Sie würden vielleicht argumentieren, dass meine Übereinstimmung mit dem Komplementarismus von der mir vertrauten »patriarchischen« Gemeindekultur geprägt worden ist, aber vielleicht sind ja auch ihre Ansichten von der säkulären Kultur beeinflusst, in der wir uns bewegen. Wenn diese Bibelstellen nur für das Römische Reich des ersten Jahrhunderts gültig gewesen wären, was hat Paulus dann sonst noch geschrieben, was wir nun verwerfen sollten, da sich die Zeiten geändert haben? Würden die Verfechter des Egalitarismus sagen, dass homosexuelles Verhalten mittlerweile innerhalb der Grenzen des akzeptablen christlichen Verhaltens liegt, da unsere Kultur es nicht mehr als falsch ansieht? Wenn man Paulus‘ Lehre über die Geschlechter als »kulturell« bezeichnet, begibt man sich auf einen gefährlichen Pfad.

Dein Frausein, befreit!

Doch unabhängig davon habe ich festgestellt, dass es sich nicht wie eine Einschränkung anfühlen muss, eine Frau in einer komplementär ausgerichteten Gemeinde zu sein.

In vielerlei Hinsicht ist es sogar befreiend – aus den folgenden Gründen:

1.  Ich bin frei, dem Herrn zu dienen, ohne die Last der Leiterschaft und der Entscheidungsfindung tragen zu müssen.

Zu Hause und in der Gemeinde tragen die Ehemänner und die Ältesten die letztendliche Verantwortung. Sie sind es, die eines Tages vor Gott Rechenschaft darüber ablegen müssen, wie sie ihre Familien und Herden geleitet haben. Das ist eine große Verantwortung.

Jakobus schrieb:

»Werdet nicht in großer Zahl Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein strengeres Urteil empfangen werden!« (Jak 3,1).

Da auch Frauen in vielen Bereichen lehren, ist dieser Vers auch eine Warnung für viele von uns. Aber er ist auch eine ernüchternde Erinnerung daran, welch große und schwere Aufgabe die Prediger und Ältesten haben. Von der Kanzel aus zu lehren und die Verantwortung für das Wohlergehen der Ortsgemeinde zu tragen, sind keine Privilegien für Männer, sondern es sind ernstzunehmende Pflichten, die mit großem Bangen auszuführen sind. Ich beneide die Männer nicht, die diese Verantwortung übernehmen.

Deine Leiter im Leben

Es ist befreiend, zu wissen, dass ich den Entscheidungen, die mein Mann und die Ältesten treffen, vertrauen und folgen kann, selbst wenn ich mit manchen Entscheidungen nicht einverstanden bin. Ich glaube nicht, dass mich der Herr, wenn ich vor ihm stehe, für die Entscheidungen eines anderen zur Verantwortung ziehen wird, sondern vielmehr dafür, wie ich mein eigenes Leben gelebt habe und ob ich mich selbst angesichts von Entscheidungen, mit denen ich nicht einverstanden war, ehrenhaft verhalten habe. Sich einem gottesfürchtigen Ehemann oder Ältesten unterzuordnen, ist meistens relativ einfach. Ehemänner und Älteste hingegen haben die viel furchterregendere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich die Entscheidungen, die sie für andere treffen, wirklich mit dem Willen Gottes decken, in dem Bewusstsein, dass sie sich ihm gegenüber für ihre Entscheidungen und die Auswirkungen auf andere verantworten müssen.

Der Apostel Petrus schrieb:

»Die Ältesten, die unter euch sind, ermahne ich als Mitältester und Zeuge der Leiden des Christus, aber auch als Teilhaber der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll: Hütet die Herde Gottes bei euch, indem ihr nicht gezwungen, sondern freiwillig Aufsicht übt, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern mit Hingabe, nicht als solche, die über das ihnen Zugewiesene herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid! Dann werdet ihr auch, wenn der oberste Hirte offenbar wird, den unverwelklichen Ehrenkranz empfangen« (1Pet 5,1-4).

Dein Lohn im Leben

Die gottesfürchtigen Ältesten unserer Gemeinden werden vom Herrn eine besondere Belohnung empfangen, und das zu Recht. Sie haben keine leichte Aufgabe. Es ist eine Arbeit, für die sie ihr Leben, ihre Bequemlichkeit, ihre Freizeit und oft auch ihren Verstand aufopfern. Ich glaube nicht, dass Christus, wenn ich vor seinem Richterstuhl stehe, zu mir sagen wird: »Recht so, du guter und treuer Knecht! –  aber ich bin ein wenig enttäuscht, dass du nicht Älteste oder Predigerin geworden bist. Du hast deine Gabe wirklich vergeudet. Keine Kronen für dich!« Ich glaube vielmehr, dass er mich danach beurteilen wird, wie gut ich seine besondere Berufung in meinem Leben ausgelebt habe – als Frau, als Ehefrau, als Mutter, als Gemeindeglied, als jemand, der Menschen liebt, und als jemand, der das Evangelium verkündigt. Wenn ich so manche Belohnung einbüße, dann wird das auf meine Unzulänglichkeiten in Bezug auf Charakter und Dienst zurückzuführen sein und nicht darauf, dass ich kein Leitungsamt in der Gemeinde innehatte.

2.  Ich bin frei, meine Geistesgaben auf fast jede erdenkliche Weise auszuüben.

Pro Woche ist man ungefähr 112 Stunden wach. Davon verbringe ich vielleicht zwei Stunden in einer offiziellen Versammlung meiner Ortsgemeinde – der einzige Rahmen, in dem Frauen laut dem Neuen Testament nicht lehren dürfen (1Tim 2,12). Während 98 Prozent meiner Zeit, in der ich wach bin, habe ich also die Freiheit, dem Herrn nach meinem Belieben zu dienen, wenn er mir die Gelegenheit dazu gibt. Neben dem Dienst an meiner eigenen Familie (der eine ganz eigene ewige Wirkung hat) darf ich das Evangelium an meine männlichen und weiblichen Nachbarn weitergeben, Gruppen von Frauen und Kindern lehren, meine Brüder und Schwestern im Herrn ermutigen, jüngere Gläubige zu Jüngern machen, Gastfreundschaft üben, im Musikteam mitsingen und Blogbeiträge für BER schreiben. Wir Frauen halten nicht nur die Kirchenbank warm. In vielerlei Hinsicht sind wir das Rückgrat der Gemeinde. Auch wenn man in einer komplementären Gemeinde keine Frauen als weibliche Älteste aufgeführt finden wird, gibt es doch Frauen, die einen Großteil derselben Arbeit verrichten wie männliche Älteste: Hirten- und Seelsorgedienst, Alten- und Krankenbesuche, die Leitung von Frauen-Bibelstunden, die Verkündigung des Evangeliums und treues Gebet – um nur einige zu nennen. Frauen haben reichlich Gelegenheit zur Ausübung ihrer Geistesgaben, die zur Auferbauung der Gemeinde dienen.

Deine Dienstmöglichkeiten als Frau

In seinem Buch Biblische Ältestenschaft schreibt Strauch:

»Im 1. Jahrhundert spielten christliche Frauen eine unverzichtbare Rolle im Werk des Herrn. Einige von Paulus‘ Mitarbeitern am Evangelium waren Frauen (Röm 16,1–15, Phil 4,2–3). Doch ihre aktive Rolle bei der Verkündigung des Evangeliums und der Fürsorge für Gottes Volk erfüllten sie auf eine Art und Weise, die nicht gegen die Prinzipien männlicher Leiterschaft in der Familie und der Gemeinde verstieß. Wenn sich die Ortsgemeinde versammelt, sollen die Männer die Leitung in Bezug auf Lehre und Führung der Gemeindefamilie übernehmen. Auf diese Weise erfüllt die Ortsgemeinde Gottes weisen Plan für Männer und Frauen in der Familie und im ›Haushalt Gottes.‹«

Strauch weist auf alle Tätigkeiten hin, die christliche Frauen ausüben sollten. Das umfasst das Praktizieren ihrer Geistesgaben, das Studium der biblischen Lehren, damit sie den Glauben verteidigen und andere unterweisen können, Evangelisieren, Hilfsdienste, der Dienst in der Ortsgemeinde, das Weitergeben häuslicher Fertigkeiten, Gastfreundschaft, Gebet, Weissagung und die Fürsorge für ihre Ehemänner und Kinder. Wenn ich all diese Dinge treu tue, bleibt mir keine Zeit mehr, um mich über das zu ärgern, was ich nicht tun darf.

Dein Dienst für Christus

Möge eine jede von uns dort, wo er uns hingestellt hat, »dem Herrn mit Freuden [dienen]« (Ps 100,2a).

»Und alles, was ihr tut«, 

erinnert er uns,

»das tut von Herzen, als für den Herrn und nicht für Menschen, da ihr wisst, dass ihr von dem Herrn zum Lohn das Erbe empfangen werdet; denn ihr dient Christus, dem Herrn! (Kol 3,23–24).«

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