Das Evangelium im Alltag
Je öfter ich das Evangelium im Alltag wiederhole und mich an dessen Wahrheiten erfreue, desto größer wird dementsprechend mein Anliegen, dass auch Nichtchristen in den Genuss solcher Segnungen kommen. So scheint es auch dem Apostel Paulus ergangen zu sein, als er den Brief an die Römer schrieb.
In Römer 5 freut sich Paulus über seinen gerechten Stand vor Gott.
Römer 5,1–3.11 Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, […] wir rühmen uns […] wir rühmen uns […] wir rühmen uns […]
In Kapitel 6 spricht er von der Freiheit von Sünde, die Christus im Leben der Gläubigen bewirkt hat, eine Freiheit, die in Paulus‘ eigenem täglichen Leben noch nicht vollständig Wirklichkeit geworden war, wie er später in Kapitel 7 gesteht.
Römer 6,1–2.6 Was wollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit das Maß der Gnade voll werde? Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr leben? […] wir wissen ja dieses, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, sodass wir der Sünde nicht mehr dienen
Römer 7,19 Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will, das verübe ich
Dennoch spricht er, wenn er zu Kapitel 8 kommt, über die Tatsache, dass es für die, die in Christus Jesus sind, keine Verdammnis gibt.
Römer 8,1 So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind, die nicht gemäß dem Fleisch wandeln, sondern gemäß dem Geist.
Beim Wiederholen von zahlreichen Aspekten des Evangeliums im achten Kapitel wird Paulus immer überschwänglicher. Das Kapitel gipfelt letztendlich in einem triumphalen Ausruf in Bezug auf die endlose Liebe Gottes, die Christen befähigt, in allem weit zu überwinden.
Römer 8,35.37–39 Wer will uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? […] Aber in dem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
Welche Wirkung hat dieses Nachsinnen über das Evangelium auf Paulus? Welche Gefühle löst es, neben der offensichtlichen Freude, in ihm aus? Am Anfang von Kapitel 9 offenbart Paulus, was ihm auf der Seele brennt: »Ich habe große Traurigkeit«, sagt er, »und unablässigen Schmerz in meinem Herzen. Ich wünschte nämlich, selber von Christus verbannt zu sein für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch«.
Römer 9,1–4 Ich sage die Wahrheit in Christus, […] dass ich große Traurigkeit und unablässigen Schmerz in meinem Herzen habe. Ich wünschte nämlich, selber von Christus verbannt zu sein für meine Brüder, meine Verwandten nach dem Fleisch, die Israeliten sind […]
Als er von den Höhen des Nachsinnens über das Evangelium herabsteigt, wird Paulus‘ Herz erschüttert von dem Anliegen, dass seine Mitjuden die rettende Kraft des Evangeliums erfahren.
Dieses Anliegen verspürte er, lange bevor er zu schreiben anfing, aber es wurde durch das Wiederholen der Evangeliumswahrheiten in Römer 5–8 unzweifelhaft verstärkt. Durch diese Wiederholung werden seine Gedanken unweigerlich auf die schlimme Lage der Ungläubigen gelenkt.
Wenn ich also so ein Anliegen für Nichtchristen verspüren möchte, wie es in Römer 9 beschrieben wird, sollte ich mich darin üben, das Evangelium so zu zelebrieren, wie Paulus es in Römer 5–8 tut. Mit der Zeit wird meine Freude am Evangelium immer mehr von Betrübnis überschattet werden, und diese von Schmerz getrübte Freude wird in mir eine von Gott inspirierte Leidenschaft für die Evangelisation der Verlorenen wecken
Dieser Artikel ist aus dem Buch: Das Evangelium im Alltag – Die Breite, Tiefe und Höhe der Liebe Christi Tag für Tag erkennen von Milton Vincent