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„Be my valentine“ ist längst Vergangenheit

Die Wärme in ihrer Ehe ist verflogen. Die Freundschaft ist verschwunden. Jetzt gibt es eine Distanziertheit, Gefühlskälte, Ungeduld und Konflikte. Wenn die Anziehungskraft nachlässt, Schwächen und Fehler zum Vorschein kommen und der Traum stirbt, ist das für die wahre Liebe die beste Gelegenheit, zu keimen und zu wachsen.
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Be my valentine ist laengst Vergangenheit
Lesezeit: 6 Minuten
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Eines Nachts, als Paul spät nach Hause gekommen war, obwohl er wusste, dass die Zwillinge krank waren und Laura erschöpft war, platzte sie mit den Worten heraus: »Ich glaube, ich habe einen großen Fehler gemacht, Paul. Mit jedem Tag fällt es mir schwerer, nicht zu bereuen, dass wir jemals geheiratet haben!«. Die Worte schnitten Paul tief ins Herz. Sie wusste doch, wie hart er für sie arbeitete! Sie wusste, was er alles für sie aufgegeben hatte, und das war nun der Dank dafür!

Der tieferliegende Kampf

Laura und Paul können einem nur leidtun. Sie waren so verletzt, so verwirrt und sehnten sich so sehr danach, das Rad der Zeit zurückzudrehen, aber sie verstanden nicht, was vor sich ging – und das war das Problem. Es ist schwer, ein Problem zu beheben, das man nicht versteht, und noch schwerer ist es, wenn man dabei glaubt, dass der andere das eigentliche Problem ist.

Leider sind zu viele Ehepaare an diesem Punkt angelangt. Die Einzelheiten sind sicherlich bei allen anders, aber sie sind trotzdem an diesem Punkt angekommen. Die Wärme in ihrer Ehe ist verflogen. Die Freundschaft ist verschwunden. Die Person, mit der sie früher ausgegangen sind, scheint nicht mehr die Person zu sein, mit der sie jetzt zusammenleben. Jetzt gibt es eine Distanziertheit, Gefühlskälte, Ungeduld und Konflikte, die anfangs nicht da waren. Manche Ehepaare starten einen kalten Krieg, manche leben schweigend nebeneinanderher und manche sind nur noch am Sticheln, so als würden sie ständig nach einer Gelegenheit suchen, um ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck zu bringen. Manchmal verstecken sich die Paare hinter ihrer Geschäftigkeit. Traurigerweise gehen viele Ehepaare am Ende getrennte Wege, ohne jemals ganz verstanden zu haben, was aus der Beziehung geworden ist, die ihnen einst so viel Freude bereitet hat.

Sie glauben, dass sie gegen den anderen kämpfen müssen, oder sie glauben, dass es die Umstände sind, in denen sie sich befinden, die sich ändern müssen. Doch in Wirklichkeit sind all diese horizontalen Kämpfe die Auswirkungen eines tieferliegenden Krieges. Der wichtigste Krieg, den es zu gewinnen gilt, ist nicht der Krieg, den sie miteinander führen, sondern ein Krieg, der in ihnen selbst stattfindet. Bei echter Veränderung geht es darum, diesen Krieg zu gewinnen. 

Mein Reich komme

»Denn die Liebe des Christus drängt uns, da wir von diesem überzeugt sind: Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben; und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist« (2Kor 5,14–15).

Der Apostel Paulus fasst hier zusammen, was Sünde mit uns allen macht. Sünde richtet uns auf uns selbst aus. Sünde veranlasst uns, unser Leben auf die Grenzen unserer kleinen selbstdefinierten Welt zu reduzieren. Sünde bringt uns dazu, unser Augenmerk, unsere Motivation und unser Interesse auf die Größe unserer eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle zu beschränken. Die Sünde führt dazu, dass wir alle viel zu egozentrisch und selbstherrlich sind. Sünde veranlasst uns, uns am meisten darüber zu ärgern, wenn man sich an uns versündigt, und uns am meisten für unsere eigenen Belange zu interessieren. Sünde bringt uns dazu, selbstsüchtige Träume zu träumen und selbstzentrierte Pläne zu schmieden. Wegen der Sünde sind wir in Wirklichkeit selbst die Person, die wir lieben. Aufgrund der Sünde haben wir einen wundervollen Plan für unser eigenes Leben!

Wir Menschen sind alle auf ein Reich ausgerichtet. Wir dienen immer einem von zwei Reichen. Wir leben entweder zu Diensten der kleinen, persönlichen Glücksagenda unseres eigenen Reiches oder wir leben zu Diensten der riesigen vom Ursprung zur Bestimmung führenden Agenda des Reiches Gottes. Wenn wir für unser eigenes Reich leben, werden unsere Entscheidungen, Gedanken, Pläne, Handlungen und Worte von persönlichen Wünschen geleitet. Wir wissen, was wir wollen, wo wir es wollen, warum wir es wollen, wie wir es wollen und von welcher Person wir es gerne geliefert bekommen wollen. Unsere Beziehungen sind von einer Infrastruktur aus subtilen Erwartungen und stillen Forderungen geprägt. Wir wissen, was wir von den Menschen wollen und wie wir es von ihnen bekommen können. Wir versuchen, uns mit Menschen zu umgeben, die den Zielen unseres Reiches dienen und wir beurteilen diese Menschen nicht aus der Perspektive der Gesetze des Reiches Gottes, sondern aus der Perspektive der Gesetze unseres eigenen Reiches. 

Wenn die Anziehungskraft nachlässt, Schwächen und Fehler zum Vorschein kommen und der Traum stirbt, ist das für die wahre Liebe die beste Gelegenheit, zu keimen und zu wachsen. Es ist vielmehr eine Gelegenheit, die Enge des eigenen Reiches zu verlassen und anzufangen, die Schönheit und die Vorteile des Reiches Gottes zu genießen.

Das Pferd von hinten aufgezäumt? 

Es wäre naheliegend, zu glauben, dass Gott vielleicht einen Fehler gemacht hat. Vielleicht hat er ja wirklich das Pferd von hinten aufgezäumt. Denke einmal darüber nach: Hätte es uns nicht so viel Herzeleid, Konflikte, Verletzungen und Enttäuschungen erspart, wenn Gott diese Dinge anders geregelt hätte? Warum müssen wir unvollkommene Menschen heiraten? Wäre es nicht viel einfacher gewesen, wenn Gott es so eingerichtet hätte, dass wir zuerst vollständig geheiligt werden, bevor wir heiraten? Wer möchte denn nicht gerne eine vollkommene Person heiraten? Würde das die Ehe nicht wesentlich einfacher und angenehmer machen? Vielleicht hat Gott ja die Reihenfolge durcheinandergebracht. 

Der Grund, warum wir dazu neigen, so zu denken, liegt darin, dass wir so sehr in unserem eigenen Reich gefangen sind. Wir fühlen uns zu Ordnung, Vorhersehbarkeit, Bequemlichkeit, Ungezwungenheit, Annehmlichkeiten, Anerkennung, Spaß und persönlichem Glück hingezogen. Diese Dinge sind zwar an und für sich nicht verkehrt, aber sie dürfen uns nicht beherrschen. Wir tun uns schwer mit Gottes Plan, weil wir im Grunde nicht das wollen, was Gott will. Wir wollen, was wir wollen, und wir erwarten von ihm, dass er es uns liefert. Doch das ist nicht der Plan. Gott hat uns seine Gnade nicht geschenkt, damit wir in unseren Reichen keine Probleme mehr haben. Er hat uns seine Gnade vielmehr gegeben, um uns in ein viel besseres Reich einzuladen. 

Denke einmal an deine beständige Treue zu deinen Zielen in deinem eigenen Reich. Lass mich dir helfen, zu verstehen, was ich meine. Denke einmal darüber nach, wie wenig von deinem Zorn im vergangenen Monat mit dem Reich Gottes zu tun hatte. Dein Zorn entspringt selten einem Eifer für die Pläne, Absichten, Werte und die Berufung des Reiches Gottes. Wenn du von deinem Ehepartner verletzt wurdest, auf ihn zornig oder von ihm enttäuscht bist, dann nicht deshalb, weil er die Gesetze des Reiches Gottes gebrochen hat und du deshalb wirklich in Sorge bist. Nein, meistens bist du zornig, weil dein Ehepartner gegen die Gesetze deines eigenen Reiches verstoßen hat. Dein Ehepartner steht dem, was du willst, im Wege und das macht dich wütend und bringt dich dazu, etwas zu tun oder zu sagen, was deinen Ehepartner wieder in seine Schranken verweist und ihn dazu bringt, wieder dem, was du willst, brauchst und fühlst, zu dienen. 

Dein Reich komme

Aber Gottes Gnade ist dazu bestimmt, das alles zu sprengen. Seine Gnade soll deine Knechtschaft gegenüber dir selbst offenbaren und dich daraus befreien. Seine Gnade soll dich an das Ende deiner selbst bringen, damit du endlich beginnst, deine Identität, deinen Sinn und Zweck im Leben und dein inneres Wohlbefinden in ihm zu suchen. Er stellt dich also in eine komplexe Beziehung zu einer anderen unvollkommenen Person und platziert diese Beziehung mitten in einer völlig zerbrochenen Welt. Hinzu kommt, dass er Umstände für dich schafft, die du dir niemals selbst erdacht hättest. All dies soll dich dahin bringen, dass du an dir selbst verzweifelst, denn dort beginnt wahre Gerechtigkeit. Er will, dass du aufgibst. Er will, dass du deinen Traum aufgibst. Er will, dass du erkennst, wie sinnlos es ist, immer wieder zu versuchen, die andere Person so zu manipulieren, dass sie dir zu Diensten ist. Er weiß, dass in diesen Dingen kein Leben zu finden ist. 

Was bedeutet das praktisch? Es bedeutet, dass die Probleme, denen du dich in deiner Ehe gegenübersiehst, kein Beleg dafür sind, dass die Gnade versagt hat. Nein, diese Schwierigkeiten sind vielmehr Gnade. Sie sind die Werkzeuge, die Gott gebraucht, um uns aus der lähmenden Enge des eigenen Reiches herauszureißen, damit wir frei sein können, in der herrlichen Pracht des Reiches Gottes zu schwelgen. Das bedeutet, dass wir – du und ich – unsere Ehen erst dann verstehen und erst dann mit ihnen zufrieden sein werden, wenn wir verstanden haben, dass die Ehe kein Selbstzweck ist. In Wirklichkeit wurde die Ehe von Gott als Mittel zum Zweck geschaffen. Wenn wir sie zum Zweck machen, geschehen schlimme Dinge. Doch wenn wir anfangen, zu verstehen, dass sie ein Mittel zum Zweck ist, dann fangen wir auch an, den Wert von Dingen zu sehen und zu genießen, die wir vorher nicht hätten genießen können. 

Wenn der Krieg zwischen dem Reich Gottes und dem eigenen Reich, der in unseren Herzen tobt, nicht gewonnen wird, dann gehen wir in die Ehe, getrieben von den Zielen des kleinen Königreiches. Das Problem ist, dass unser Ehepartner dasselbe tut. Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Gemetzel beginnt – nämlich dann, wenn unsere beiden kleinen Reiche aufeinanderprallen. 

Erst wenn der Ehemann und die Ehefrau beide mit entschlossener und freudiger Loyalität gegenüber den Plänen, den Absichten und dem Herrn des Reiches Gottes leben, kann ihre Ehe wirklich ein Ort der Einigkeit, des Verständnisses und der Liebe sein. Nur so wird der eigentliche Zweck der Ehe erreicht – Gott wird durch deine Ehe verherrlicht und deine Ehe spiegelt seine Herrlichkeit wider.

Daher möchte ich dich jetzt fragen: Wessen Reich prägt deine Ehe? Wessen Reich bestimmt deinen Traum? Was macht dich wirklich glücklich? Was ist es, was du dir so sehr für deine Ehe wünschst? Könnte es sein, dass das, was du eigentlich wirklich willst, ist, dass die andere Person dich so sehr liebt wie du dich selbst? Könnte es sein, dass dein Zorn offenbart, wie eifrig du dich für die Ziele deines eigenen Reiches einsetzt? Könnte es sein, dass die großen und kleinen Schwierigkeiten in deiner Ehe weniger Probleme als vielmehr Gelegenheiten sind? Könnte es sein, dass Gott dir gerade dann, wenn du denkst, er hätte dich verlassen und deine Ehe aufgegeben, in Wirklichkeit sehr nahe ist und dir das beste Geschenk überhaupt macht – verändernde Gnade? Diese Gnade rettet dich von der einen Sache, von der du dich selbst nicht retten kannst – von dir selbst. 

Die Versöhnung in deiner Ehe beginnt dann, wenn du anfängst, dich mit Gott zu versöhnen. Sie beginnt, wenn du anfängst, das folgende radikale Gebet zu sprechen: »Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden«. Gute Dinge passieren, wenn wir dieses Gebet beten!

 

Dieser Artikel ist ein Auszug (Kap. 3) aus dem Buch »Verliebt, verlobt, verheiratet, verzweifelt?« von Paul David Tripp.

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