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Das unbiblische Streben nach einem sorgenfreien Leben

Im wohlhabenden Westen ist die Denkweise verbreitet, dass wir ein schmerz- und sorgenfreies Leben verdient haben. Wenn das Leben uns das Gegenteil beschert, meinen wir, nicht nur das Recht zu haben, einer Person oder einem System die Schuld zu geben und uns selbst zu bemitleiden, sondern auch den größten Teil unserer Zeit der Bewältigung der Situation widmen zu können, sodass uns keine Zeit oder Energie mehr für den Dienst an anderen bleibt.
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Lesezeit: 4 Minuten

Die unbiblische Selbstverständlichkeit des Selbstschutzes

Im wohlhabenden Westen ist die Denkweise verbreitet, dass wir ein schmerz- und sorgenfreies Leben verdient haben. Wenn das Leben uns das Gegenteil beschert, meinen wir, nicht nur das Recht zu haben, einer Person oder einem System die Schuld zu geben und uns selbst zu bemitleiden, sondern auch den größten Teil unserer Zeit der Bewältigung der Situation widmen zu können, sodass uns keine Zeit oder Energie mehr für den Dienst an anderen bleibt.

Diese Denkweise gibt dem Leben eine fast universelle Richtung – weg vom Stress und hin zu Wohlbefinden, Sicherheit und Erleichterung. Innerhalb dieser sehr natürlichen Entwicklung beginnen einige Menschen dann, an den Dienst zu denken und Wege zu finden, Gott innerhalb der Grenzen zu dienen, die durch die Ziele des Selbstschutzes gesetzt sind. Dann wachsen ganze Gemeinden mit dieser Denkweise heran und niemandem in einer solchen Gemeinschaft von Gläubigen kommt es in den Sinn, dass die Entscheidung für Unannehmlichkeiten, Stress und Gefahr das Richtige – ja sogar das Normale, Biblische – sein könnte.

Ich habe mich mit Christen unterhalten, für die es einfach eine Selbstverständlichkeit ist, dass man sich und seine Familie nicht in Gefahr bringt. Der hohe Stellenwert von Sicherheit und Wohlbefinden ist ein unbestrittenes Muss. Die Anforderungen des Christseins im einundzwanzigsten Jahrhundert werden für solche Menschen wahrscheinlich ein böses Erwachen bedeuten. Da wir den Weg nach Golgatha nicht freiwillig einschlagen, kann es sein, dass Gott uns einfach auf diesen Weg »katapultiert«, so wie er es mit den heimatverbundenen Heiligen in Apostelgeschichte 11,19 getan hat:

»Die nun, welche sich zerstreut hatten seit der Verfolgung, die sich wegen Stephanus erhoben hatte, zogen bis nach Phönizien und Zypern und Antiochia und redeten das Wort […]«.

Stress und Gefahr sind normal

Auf die eine oder andere Weise wird Christus seine Gemeinde dazu bringen, zu erkennen, dass sie »in der Welt […] Bedrängnis hab[en]« werden (Joh 16,33); dass »alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, […] Verfolgung erleiden [werden]“ (2 Tim 3,12); dass wir aufgerufen sind, »für das Evangelium in der Kraft Gottes [mitzuleiden]« (2 Tim 1,8); dass »auch wir seufzend die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes, [erwarten]« (Röm 8,23); dass »wer sein Leben retten will, […] es verlieren [wird]; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es retten« (Mk 8,35), und dass sie »durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen« (Apg 14,22b).

Wenn wir nicht freiwillig unser Kreuz auf uns nehmen und Jesus auf dem Weg nach Golgatha folgen (Mk 8,34), wird es uns vielleicht auferlegt werden. Es wäre besser, die Warnungen jetzt zu vernehmen und für die biblische Realität wachzuwerden. Das Leben in dieser gefallenen Welt wird nicht schmerzfrei und problemlos sein. Wir werden seufzen, weil wir endlich und gefallen sind, und wir werden viele Schwierigkeiten aufgrund unserer Berufung erleiden (Röm 8,23; Ps 34,20). Frustration ist normal, Enttäuschung ist normal, Krankheit ist normal. Konflikte, Verfolgung, Gefahr, Stress – das alles ist normal. Wer sich in seinem Denken von diesen Dingen entfernt, entfernt sich von der Realität und von Christus.

Christen sind auf die Not ausgerichtet, nicht auf das Wohlbefinden

Für den Apostel Paulus bedeutete die Nachfolge Christi, die Zeichen seines Leidens zu tragen:

»[…] als ›Verführer‹ und doch wahrhaftig, als Unbekannte und doch wohlbekannt, als Sterbende — und siehe, wir leben; als Gezüchtigte, und doch nicht getötet; als Betrübte, aber immer fröhlich, als Arme, die doch viele reich machen; als solche, die nichts haben und doch alles besitzen« (2Kor 6,8-10).

Christsein sollte bedeuten, dass unser Weg auf die Not ausgerichtet ist, ungeachtet von Gefahren, Unannehmlichkeiten und Stress. Mit anderen Worten: Christen treffen in der Regel Lebensentscheidungen, bei denen sie sich und ihre Familien im Hier und Jetzt Gefahren aussetzen, während sie sich gleichzeitig der ewigen Sicherheit erfreuen. »[…] [A]ls Betrübte, aber immer fröhlich […] als solche, die nichts haben und doch alles besitzen«.

Der dringliche Aufruf der Bibel zum Ausharren

All dies wirft die Frage nach dem Durchhaltevermögen auf. Wie können wir die Menschen weiterhin lieben und ihnen dienen, wenn das Leben so viel Schmerz und Enttäuschung mit sich bringt? Was sind die Wurzeln des Ausharrens? Das Ausmaß dieser Frage in der realen Welt ist ein Grund dafür, dass das Ausharren im Neuen Testament einen so wichtigen Platz einnimmt. Eines der großen Themen der Bibel könnte man mit den Worten zusammenfassen:

»Denn standhaftes Ausharren tut euch not« (Heb 10,36).

Oder man könnte ein Banner über dem ganzen Buch aufspannen, welches lautet:

»Hier ist das standhafte Ausharren der Heiligen« (Offb 14,12a).

Das ist keine Sache von geringer Bedeutung, denn Jesus sagte:

»Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden« (Mt 24,13).

Und Paulus sagte:

»[W]enn wir standhaft ausharren, so werden wir mitherrschen; wenn wir verleugnen, so wird er uns auch verleugnen« (2Tim 2,12).

Und der Autor des Hebräerbriefes sagte:

»Denn wir haben Anteil an Christus bekommen, wenn wir die anfängliche Zuversicht bis ans Ende standhaft festhalten« (Heb 3,14).

Wiederholt werden wir aufgefordert, angesichts von Widerständen, die uns zu Fall bringen können oder dazu verleiten wollen, zu straucheln oder uns zu beugen, »standhaft« zu bleiben.

»Deshalb ergreift die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tag widerstehen und, nachdem ihr alles wohl ausgerichtet habt, euch behaupten könnt« (Eph 6,13).

»Darum, meine geliebten und ersehnten Brüder, meine Freude und meine Krone, steht in dieser Weise fest im Herrn, Geliebte!« (Phil 4,1).

»So steht denn nun fest, ihr Brüder, und haltet fest an den Überlieferungen, die ihr gelehrt worden seid, sei es durch ein Wort oder durch einen Brief von uns« (2Thess 2,15).

Wir werden ermahnt:

»Ihr aber, Brüder, werdet nicht müde, Gutes zu tun!« (2Thess 3,13).

»Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewissheit geworden ist, da du weißt, von wem du es gelernt hast« (2Tim 3,14).

»Lasst uns festhalten am Bekenntnis der Hoffnung, ohne zu wanken — denn er ist treu, der die Verheißung gegeben hat« (Heb 10,23).

»[D]och was ihr habt, das haltet fest, bis ich komme!« (Offb 2,25).

Ein Segen wird denen zugesprochen, die in der Prüfung ausharren:

»Glückselig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben« (Jak 1,12).

Hinter all diesen Bibeltexten steht die Annahme, dass das christliche Leben schwer ist.

»Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind es, die ihn finden« (Mt 7,14);

das Wort Gottes kann »von Sorgen und Reichtum und Vergnügungen des Lebens erstickt« werden (Lk 8,14);

»Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann« (1Pet 5,8);

und »es gibt viele Widersacher« (1Kor 16,9b).

Deshalb besteht die Gefahr, dass bekennende Christen einfach müde werden, Gutes zu tun (Gal 6,9); dass wir nicht auf uns selbst (1Tim 4,16) und aufeinander achten (Heb 3,13; 10,24-25); und dass wir uns einfach vom Leben treiben lassen (Heb 2,1) und nicht erkennen, dass es einen Kampf zu kämpfen und ein Rennen zu gewinnen gilt (1Tim 6,12; 2Tim 4,7).

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