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Gefahren & Hilfe für überregional bekannte Christen und »christliche influencer«

Gerade Geschwister, die stärker im Rampenlicht der Gemeinde Jesu stehen, stehen gleichzeitig ganz besonderen seelsorgerlichen Herausforderungen und Gefahren gegenüber.
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Gefahren & Hilfe für überregional bekannte Christen und »christliche influencer«
Lesezeit: 4 Minuten

Auf den ersten Blick mag die Überschrift Gefahren & Hilfe für überregional bekannte Christen und »christliche influencer« vielleicht etwas ungewöhnlich anmuten, aber ich denke jeder von uns wird zustimmen, dass gerade Geschwister, die stärker im Rampenlicht der Gemeinde Jesu stehen, auch gleichzeitig ganz besonderen seelsorgerlichen Herausforderungen und Gefahren gegenüberstehen. Nicht zuletzt in unserer gut vernetzten und von modernen Medien unterstützten Zeit geschieht es immer häufiger, dass Gott einzelnen Leitern in der Gemeinde Jesu einen größeren Einfluss schenkt, der weit über ihre Ortsgemeinde hinausgeht. Eine solche Stellung als „Celebrity“ ist für sich genommen nichts Negatives und geht mit vielen positiven Gelegenheiten für das Reich Gottes einher; doch stehen solche Geschwister auch gleichzeitig besonderen Versuchungen gegenüber.

Die „Einander-Beziehungen“ einer Ortsgemeinde als Schutzraum für überregional bekannte Christen

Im Neuen Testament begegnen uns über 70 sogenannte „Einander-Stellen“. Sie werden so genannt, weil in jedem dieser Verse eine Anweisung enthalten ist, wie wir als Gläubige miteinander umgehen sollen (z.B. Joh 13,34; Röm 12,16; 13,8; 2Kor 10,12; Gal 5,26; Eph 4,32; Phil 2,3; Jak 4,11; 1Petr 4,8; 1Joh 4,11). Die Einander-Stellen sind somit ein klarer Beleg dafür, dass wir in enger, offener und gleichzeitig vertrauensvoller Beziehung miteinander stehen müssen. Kein Christ, auch kein sogenannter Celebrity kann seiner Verantwortung aus den Einander-Stellen nachkommen, ohne in dieser engen Beziehung einer Ortsgemeinde zu leben.

Dabei ist es bemerkenswert, dass alle 70 Einander-Stellen für das Wort „Einander“ nicht das Wort „heteros“, sondern den Ausdruck „allos“ gebrauchen. Das Wort Gottes geht also davon aus, dass wir unabhängig von unserem Dienst und auch unabhängig von unserem Bekanntheitsgrad Gleiche unter Gleichen sind, die auf den Dienst des Nächsten angewiesen sind. Während wir dem Nächsten dienen, sollen wir uns bewusst sein, dass wir ein anderer der gleichen Art sind. Das bedeutet, so, wie wir einem anderen dienen, sind auch wir Geschöpfe, die auf den Dienst des Nächsten angewiesen sind. Dieser Zusammenhang wird ganz besonders am Anfang des Römerbriefes deutlich, als der „Superapostel“ Paulus schreibt:

„das heißt aber, um bei euch mitgetröstet zu werden, ein jeder durch den Glauben, der in dem anderen ist, sowohl euren als meinen“ (Röm 1,12).

Interessant ist dabei auch, dass der Herr Jesus für seine Gemeinde nur drei Stellenbeschreibungen vorgesehen hat: Älteste, Diakone und Heilige (Phil 1,1). Unabhängig davon also, welche Rolle man in einer Ortsgemeinde ausfüllt, sollte jeder Christ eine Position der Ein- und Unterordnung haben. Bei einer funktionierenden Leitung durch mehrere eingesetzte Hirtenälteste stehen selbst die profiliertesten Leiter durch ihre Mitältesten in einer von Gott gegebenen Beziehung der Ein- und Unterordnung, die vor Hochmut und Verselbstständigung schützen kann. Darüber hinaus kennen die Geschwister am Ort das persönliche Leben ihrer Leiter in ihren Ortsgemeinden und werden daher von den eigenen Geschwistern seltener auf ungesunde Weise verherrlicht (dies gilt zumindest bis zu einer gewissen Gemeindegröße).

Potentielle Gefahren durch die besondere Stellung »christlicher Influencer«

Doch verlässt ein herausragender Leiter diese Gott gegebene Familienstruktur, und nimmt zum Beispiel aufgrund seiner Begabung zunehmend Dienste außerhalb der eigenen Gemeinde war, so kann dies große Gefahren für den Charakter dieses Mannes (wie auch einer Schwester) bedeuten. Zusätzlich bekommt er außerhalb seiner geistlichen Familie am Ort nicht selten von den Geschwistern, die ihn nicht näher kennen, ein falsches Selbstbild gespiegelt. Außerhalb der eigenen Gemeinde denken Christen häufig viel überschwänglicher und auch unnüchterner von der überregional bekannt gewordenen Person, ihren Fähigkeiten und ihren Leistungen, als sich das in Wahrheit darstellt. Bekommt man lange genug ein solches Selbstbild gespiegelt bzw. fehlt lange genug die „Erdung“ durch die eigenen Geschwister, so bleibt dies nicht ohne negative Folgen für die eigene Selbstwahrnehmung.

Einfluss auf den Charakter

Die erste und älteste Versuchung Satans gegenüber dem Menschen bestand darin, ihm glaubhaft zu machen, er könne für ein Reich der eigenen Verherrlichung leben, könne sein wie Gott (1Mo 3,5). Diese Gefahr, statt für Gottes Reich für das eigene zu wirken und zu leben, macht insbesondere vor denen nicht halt, denen Gott eine besondere Begabung und damit einen besonderen Einfluss gegeben hat. Gerade eine zunehmende Anerkennung und ein zunehmender Bekanntheitsgrad über die eigene Gemeindegrenze hinaus birgt daher für Leiter eine doppelte Gefahr. Zum einen verlassen häufig diese Leiter zunehmend den Raum der Geschwister am Ort, eben derjenigen Geschwister der eigenen geistlichen Familie, die auch die Schattenseiten oder schwierigen Seiten dieses Leiters kennen. Doch eben diese Geschwister sind es, die den Zugang zu seinem Herzen haben, um ihn auf Sünde hinzuweisen, die sich in einem jeden unserer Herzen findet, bis wir den Herrn Jesus sehen (Phil 3,12). Zum anderen wird wie zuvor erwähnt dem Leiter außerhalb seiner geistlichen Familie oft ein Bild gespiegelt, das unnüchtern ist und ihn dazu verleitet, höher von sich zu denken, als sich zu denken gebührt (Röm 12,3). Celebrities ohne feste Einbindung in das Einander-Geflecht einer Ortsgemeinde sind daher geradezu doppelt gefährdet.

Wie kann man helfen?

Geschwister, deren Einfluss im Reich Gottes zum Beispiel durch ihre besondere Begabung immer weiter zunimmt, müssen zunächst selbst die Initiative ergreifen, und sich umso stärker in dem von Gott gegebenen Schutzraum einer verbindlichen Gemeinschaft von Geschwistern, denen sie persönlich bekannt sind, aufhalten bzw. einfügen. Je stärker der Einfluss über die eigene Gemeindegrenze hinaus wächst, umso stärker muss das Streben eines solchen Leiters sein, bewusst Brüder (am besten aus der eigenen Gemeinde) um sich zu scharen, mit denen er transparent ist, sich in seinen Entscheidungen eng abstimmt und denen er rechenschaftspflichtig ist. Dabei muss man darauf achten, dass eine Vielzahl von nahestehenden Brüdern in der Gemeinde nicht automatisch bedeutet, dass der Leiter sich wirklich transparent und für Kritik jederzeit offen hält. Selbstsüchtige Leiter scharen nicht selten eine Vielzahl von „Vasallen“ um sich, um ihre Dominanz zu festigen und ihre Position unangreifbar zu machen. Die den Celebrity umgebenden Brüder müssen „Allos-Brüder auf Augenhöhe sein“.
Gleichermaßen müssen die Mitältesten und Geschwister am Ort darauf achtgeben, dass für Celebrities der eigenen Gemeinde keine Zugeständnisse gemacht werden, die man vom Wort Gottes her keinen gewöhnlichen Bruder machen würde. Sie müssen der Versuchung entgegenwirken, den Celebrity wie einen Repräsentanten ihrer Gemeinde immer mehr auf „Tournee zu schicken“, um damit die für das geistliche Wohlergehen so notwendige feste Einbindung in die Beziehungsstruktur einer Ortsgemeinde immer weiter zu schwächen.
Seelsorge ist bekanntermaßen nicht die Verantwortung von einigen wenigen ausgebildeten Spezialisten in der Ortsgemeinde (Röm 15,14; Hebr 3,12-13). Und deswegen ist es unabdingbar, dass nicht nur die Ältesten, sondern alle Geschwister einer Gemeinde aufeinander achtgeben, insbesondere auf solche Geschwister, die sich durch ihre Begabung besonders hervortun und denen Gott einen größeren Einfluss in seinem Reich schenkt. Hat sich solch ein Celebrity erst einmal aus dem von Gott gegebenen Schutzraum einer Ortsgemeinde verabschiedet, sind die Folgen für den Charakter oftmals unausweichlich und nur sehr schwer zu korrigieren (Hebr 10,23-25).

Fragen zur Reflektion

Hat Gott dir in seinem Reich besondere Begabungen geschenkt, die zu einem weiterreichenden Einfluss führen? Dann arbeite aktiv daran, dein Leben ganz bewusst mit Geschwistern aus deiner unmittelbaren geistlichen Familie der Ortsgemeinde zu teilen. Beobachtest du, wie Gott einem Bruder oder einer Schwester aus deinen eigenen Reihen mit einem immer größer werdenden Einfluss im Reich Gottes segnet? Dann achte darauf, dass diese Person trotz ihres wachsenden überregionalen Einflusses fest mit dem heiligenden Einfluss der Geschwister am Ort verbunden bleibt.

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