Das Leid des Single-Daseins als Christ
Das Single-Dasein bringt sein ganz eigenes Leid mit sich, eine Not, die viele verheiratete Menschen überhaupt nicht mehr nachvollziehen können. Was sind wohl für dich die schwierigsten Tage? Vielleicht eine Trennung (oder mehrere). Oder vielleicht die Tatsache, dass es nie überhaupt so weit gekommen ist. Da war nie ein richtiger Freund oder eine richtige Freundin, der oder die mit dir hätte Schluss machen können. Vielleicht hast du es einfach aufgegeben und hast angefangen, auf sexuellem Gebiet herumzuexperimentieren, ob in Beziehungen oder online, auf der Suche nach Liebe, Spaß und Kontrolle. Aber stattdessen hast du nur Scham, Reue und Sklaverei gefunden.
Vielleicht wolltest du schon Mutter oder Vater sein, seitdem du weißt, was das ist. Du hast davon geträumt, deine eigenen kleinen Jungs und Mädchen zu haben. Du liebst die Kinder deiner Freunde, aber manchmal kommt die Bitterkeit in dir hoch. Oder vielleicht sehnst du dich einfach nur nach Freundschaft oder Gemeinschaft, nach jemandem, mit dem du lachen und weinen kannst.
Die Einsamkeit wiegt als Grund für das Heiraten bei den meisten Menschen wahrscheinlich schwerer als Sex und Kinder zusammen. Das ist jedenfalls meine Vermutung. Vielleicht haben verheiratete Menschen einfach ein paar unsensible Kommentare zu viel gemacht. Sie ermutigen dich, das ‚Daten mit Jesus‘ zu genießen, erinnern dich daran, wie wunderbar es ist, zu warten, oder versuchen, dich mit der Schwester der Freundin der Tochter ihres Onkels zu verkuppeln.
Vielleicht geht es bei deinem Leid aber auch gar nicht ums Daten oder Heiraten. Vielleicht ist es die Beziehung oder die Scheidung deiner Eltern, vielleicht hast du eine geliebte Person zu früh verloren oder vielleicht wurdest du mit einer lebensbedrohlichen oder lebensbeeinträchtigenden Krankheit diagnostiziert. So wie jeder andere wird auch jeder Single Schmerz erleben, aber dieser Schmerz wird in mancherlei Hinsicht noch durch das Single-Dasein verschlimmert.
Woher kommt die Freude?
Der Schmerz der Enttäuschung, den wir als Noch-nicht-Verheiratete fühlen, fällt von den ‚Bäumen‘, die mit unseren Erwartungen gefüllt sind. Unsere Träume werden über die Jahre immer größer und schöner in unserer jugendlichen Vorstellung, doch dann holt die Realität die Ernte ein. Hemmungslos pflückt sie die Früchte, die wir selbst genießen wollten. Jedenfalls ging es mir so, nachdem ich mir jahrelang eine Ehe gewünscht hatte. Wir neigen dazu, unser Leben daran zu messen, wie wir in unseren Augen vorankommen. Bin ich da, wo ich in diesem Alter sein wollte? Habe ich erreicht, was ich erreichen wollte? Sind meine Träume heute mehr oder weniger real?
Unsere Pläne und Träume können uns zu Götzen werden. Die Ehe ist ein gutes Geschenk, aber ein fürchterlicher Gott. Der Großteil des Kummers in meiner Teenagerzeit und sogar in meinen Zwanzigern kam daher, dass ich mein Herz mehr an meine zukünftige Ehe als an Gott gehängt hatte. Es ist leicht, unsere Hoffnung und unser Glück in einer Ehefrau oder einem Ehemann zu verankern und unser Wachstum, unsere Reife und unseren Wert anhand unseres Familienstandes zu definieren. Und wenn wir Liebe, Romantik, Sex oder Ehe anbeten – anstatt Gott – sind Schmerz und Enttäuschung vorprogrammiert.
Wenn wir in diesem Leben heiraten, wird es nur für einen kurzen Moment sein und in zehntausend Jahren werden wir es nicht bedauern, dass dieser Moment so kurz war. Wirklich nicht. Niemand wird sagen: „Ich wünschte, ich wäre verheiratet.“ Und noch viel weniger wird er sagen: „Ich wünschte mir wirklich, ich wäre fünf oder zehn Jahre länger verheiratet gewesen.“ Diese Jahre werden uns wie Sekunden vorkommen verglichen mit der herrlichen, durch und durch glücklichen Zeit, die wir haben werden, nachdem alle Ehen ihr Ende gefunden haben.
Das müssen wir bedenken, wenn wir uns überlegen, wie verzweifelt wir uns jetzt nach einer Ehe sehnen. Wir müssen uns fragen, ob wir die Ehe zur Voraussetzung für ein glückliches und sinnerfülltes Leben gemacht haben. Bin ich am Boden zerstört und todunglücklich bei der Aussicht, nie zu heiraten? Halte ich mich für unvollständig oder unbedeutend als unverheirateter Gläubiger? Diese Fragen sind wie rote Warnleuchten, die uns signalisieren, dass die Ehe für uns zum Götzen geworden ist. Letztendlich werden wir alle in Ewigkeit Single sein und es wird herrlich und gut sein. Ehe ist wirklich nur sehr klein und kurz verglichen mit all dem, was in Christus für immer unser ist. Und das schreibe ich als jemand, der über ein Jahrzehnt lang nach dieser vergänglichen, auf dieses Leben beschränkten Erfahrung gesucht hat.
Gottes Geschichte ist besser
Lebst du momentan das Leben, das du immer wolltest? Hast du gedacht, du würdest zu diesem Zeitpunkt bereits verheiratet sein? Oder was ist mit der Arbeit – nicht das, was du dir erhofft hattest? Fühlt es sich so an, als würdest du deine Gaben verschwenden? Träumst du davon, etwas anderes mit deinem Leben zu machen? Vielleicht wünschst du dir, woanders zu leben. Sehnst du dich danach, näher an deinem Zuhause zu sein (oder weiter weg)?
Tatsache ist, dass wir uns alle ein besseres Leben vorstellen könnten, als das, in dem wir stehen. Aber die noch entscheidendere Tatsache ist, dass, wenn du Jesus liebst und Ihm nachfolgst, Gott immer eine bessere Geschichte für dich schreibt, als du sie für dich selber schreiben würdest. Dieses „Besser“ gründet sich auf Folgendes: Gott selbst ist das Beste und Erfüllendste, das du jemals haben oder erleben kannst und somit ist die Fülle des Lebens letztendlich nicht in irgendeinem irdischen Erfolg, einer Beziehung oder einer Leistung zu finden, sondern in deiner Nähe zu Gott durch den Glauben. Die Kehrseite dieser guten Nachricht ist, dass du möglicherweise für sieben oder acht (oder siebzig oder achtzig) Jahre durch Schmerz, Enttäuschung, Ablehnung und Leid gehen musst. Aber das Schöne und letztendlich Vorrangige ist, dass Gott immer Gutes für dich im Sinn hat. Alle Erfahrungen, die du machst – ob erwartet oder unerwartet, ob gewollt oder ungewollt, ob angenehm oder schmerzhaft – sind Teil von Gottes Plan, um dich zu Seinem Eigentum zu machen (Joh 10,27-29), sich selbst auf ewig dir zu geben (Ps 16,11) und dein Leben zu gebrauchen, um sich selbst und Seine Herrlichkeit der Welt um dich herum zu offenbaren (Jes 43,25; 1Kor 10,31).